Weils die Gläubiger so wollen
Griechisches Parlament stimmt Sparmassnahmen zu

Das griechische Parlament hat eine Reihe von Kürzungen und Steuererhöhungen gebilligt. Damit ist der Weg frei für die nächste finanzielle Hilfstranche.
Publiziert: 22.05.2016 um 22:10 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:40 Uhr
Vor dem Parlament in Athen demonstrierten 10'000 Menschen gegen die Sparmassnahmen.
Foto: Keystone

Die Oppositionsparteien stimmten geschlossen mit 153 Abgeordneten gegen die Massnahmen, die rund 1,8 Milliarden Euro in die Staatskasse spülen sollen. Das pleitebedrohte Land bewahrt sich damit eine Chance auf weitere Hilfsmilliarden seiner internationalen Gläubiger.

Unter ihnen war auch die Syriza-Abgeordnete Vassiliki Katrivanou, die gegen einzelne Punkte des Pakets votiert hatte. Nach der Abstimmung über das Gesamtpaket trat Katrivanou zurück.

Sogar Kaugummis werden teurer

Ausgerechnet die linke Regierungspartei Syriza steht hinter einem umfassenden Sparprogramm mit tiefen Einschnitten für die Bevölkerung. Am 8. Mai waren von der Regierungsmehrheit im Parlament bereits Rentenkürzungen und Einkommenssteuererhöhungen in Höhe von 3,6 Milliarden Euro gebilligt worden. Nun sollen zahlreiche weitere Steuern und Abgaben eingeführt beziehungsweise erhöht werden.

So soll die Mehrwertsteuer für viele Lebensmittel und Getränke von 23 auf 24 Prozent steigen; Benzin, Diesel und Heizöl werden ebenso teurer wie Strom, Pay-TV, Internet, Mobiltelefonie, Zigaretten und Alkohol. Sogar Kaugummis kosten künftig mehr. Auch die Touristen werden zur Kasse gebeten - durch eine Übernachtungspauschale für Hotels und höhere Eintrittspreise für Museen.

Tsipras als Lügner und Blender bezeichnet

«Diese Opfer werden die letzten sein», versprach Tsipras in einer Rede im Parlament. Mitglieder der Opposition hatten ihn während der Debatte am Wochenende hart attackiert und ihn unter anderem als Lügner und Blender bezeichnet.

Griechische Medien haben ausgerechnet, dass die neuen indirekten Steuern jeden Griechen künftig rund ein Monatsgehalt jährlich kosten werden, etwa 810 Euro. Der Durchschnittslohn liegt bei 850 Euro.

Neben den Steuererhöhungen wurde auch die Gründung eines neuen Privatisierungsfonds gebilligt, der unter der Kontrolle der Gläubiger des Landes stehen und staatseigene Firmen sowie Immobilien verkaufen soll.

Umstritten war die automatische Schuldenbremse

Selbst das Olympia-Stadion in Athen gehört zum Tafelsilber. Hier sah sich die Regierung dem Vorwurf der Opposition ausgesetzt, den Ausverkauf des Landes zu betreiben.

Besonders umstritten war bei der Parlamentsdebatte die geplante Schuldenbremse, die automatisch greift, falls Griechenland seine Sparziele nicht erfüllt. In diesem Fall würden querbeet Staatsausgaben zusammengestrichen.

Die Opposition bezeichnete die Massnahme als verfassungswidrig - allerdings ist sie eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Gläubiger weiteren Hilfsmilliarden für Griechenland zustimmen. (sda/gru)

Fehler gefunden? Jetzt melden