Die Zahl der russischen Deserteure steigt – zumindest auf dem Papier. Weil Soldaten an der Front herumirren und ihre Einheit nicht finden, melden ihre Vorgesetzten sie als geflüchtet und die Soldaten gelten als Verräter. Das schreibt der prorussische Telegramkanal «Rybar».
Seit der russische Präsident Wladimir Putin (70) die Bevölkerung mobilisiert hat, treten immer wieder organisatorische Probleme auf. Etliche Soldaten wurden «verloren» – sie sind nicht gestorben, sondern nicht mehr auffindbar. Da aber das Grenzgebiet sehr unübersichtlich ist, verirren sich Soldaten auf der Suche nach ihrer Gruppe im Hinterland.
Viele Mobilisierten wissen gar nicht, wem sie unterstellt sind. Sie bekommen lediglich die Nummer ihrer Einheit zugewiesen, ohne genauere Informationen zu erhalten. Die Soldaten wissen auch nicht, wem sie Bericht erstatten sollen oder wer ihnen Genaueres zum Einsatz sagen könnte.
Zentralen sollen verlorene Soldaten einsammeln
Wenn die umherirrenden Soldaten in stationierten Militärbüros nachfragen, wo sie hingehen sollen, bekommen sie lediglich die Anweisung, nach Donezk oder Luhansk zu fahren. Dort könne man ihnen weiterhelfen. Verwundete Soldaten werden nach der Behandlung losgeschickt, ihre Einheit zu suchen – irgendwo entlang der langen Frontlinie.
Als Lösung sollen Zentralen eingerichtet werden, um die verlorenen Soldaten einzusammeln und ihnen konkrete Anweisungen sowie Informationen geben und sie ordentlich registrieren zu können – damit sie nicht aus ihrem Ukraine-Einsatz zurückkehren und sich vor Gericht wegen Desertion verantworten müssen.
Ob solche Anlaufstellen das Problem langfristig lösen, bleibt abzuwarten. Denn die Soldaten sollten von Anfang an klare Informationen bekommen, wo sich ihre Einheit befindet und wem sie Berichte schicken sollen. Doch darum kümmert sich offenbar keiner.