Wer nicht schön genug ist, bleibt auf der Strecke: Bei der russischen Airline Aeroflot dürfen nur noch die knackigsten Stewardessen ins Ausland fliegen. Konkret heisst das: Wer über 40 Jahre alt ist und mehr als Kleidergrösse 48 (Schweizer Grösse 42) trägt, kriegt keine Einsätze auf Langstreckenflügen, wie die «Frankfurter Allgemeine» berichtet.
Gefässerkrankung als Entschuldigung
Die 41 Jahre alte Jewgenia Magurina, die seit sieben Jahren für die Airline in die Luft geht, berichtet gegenüber der österreichischen Zeitung «Der Standard», dass die sexistische Regel bereits im vergangenen Sommer eingeführt wurde. Doch nur hinter Vorwänden. So suchten Betriebsärzte fieberhaft nach Herz- und Gefässerkrankungen, wenn eine Stewardess die Kleidergrösse überschreite. Nicht ohne Grund: Die neue Regelung widerspricht dem russischen Arbeitsrecht, wonach niemand wegen seines Aussehend oder seines Alters im Job diskriminiert werden darf. Bereits 400 Frauen sollen umgeteilt worden sein.
«Uns allen wurde gesagt, dass nur noch Junge und Schlanke ins Ausland fliegen. Wir wurden massenweise fotografiert und vermessen, einige sogar gewogen», sagt Magurina. Begründet würde dies mit einer neuen Marketingstrategie und der Bestellung neuer Uniformen.
Die Schlanken verdienen auch noch mehr
Besonders sauer sind die betroffenen Stewardessen, weil die neue Regelung ihren Lohn drückt. Denn die Stewardessen werden pro Stunden bezahlt - bei Inlandflügen ein schlechtes Geschäft. «Auf diese Weise hängt die Grösse des Gehalts von der Kleidergrösse ab – je kleiner das Kleid, desto grösser das Gehalt», sagt die Leiterin der Gewerkschaft der Flugbegleiter in Scheremetjewo, Ilona Borisowa dem «Standard».
Nun klagen immer mehr betroffene Stewardessen gegen Aeroflot. Sie nennen sich ironisch «STS» (russ. starye, tolstye, straschnye für «alt, dick, hässlich»). Magurinas Klage wird am 22. März vor dem Moskauer Bezirksgericht verhandelt. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück. (meg)