Ganze zwei Jahre lang sass Tahir Ahmad Naseem (†47) in Pakistan hinter Gitter, bevor ihm am Mittwoch der Prozess gemacht wurde. Sein Vergehen: Gotteslästerung. Naseem soll nämlich behauptet haben, ein Prophet zu sein. Zudem gehörte er der religiösen Minderheit der Ahmadiyya an – für manche Grund genug, ihn zu töten.
Als er am Mittwoch in der Stadt Peschawar dem Gericht vorgeführt wurde, erschoss ihn ein junger Mann vor den Augen des Richters. Die Schüsse trafen Naseem in den Kopf. Wie der Täter seine Waffe in das gut gesicherte Gebäude bringen konnte, ist unklar. Der Schütze wurde festgenommen. Später habe er der Polizei gesagt, dass ihm der Prophet Mohammed im Traum erschienen sei und den Auftrag zum Töten gegeben habe.
Schütze als Held gefeiert
Einen Tag nach dem Mord ist in Pakistan eine Kontroverse entbrannt. Doch die Tat findet auch viel Zustimmung. Prominente religiöse Hardliner begrüssten die Tötung von Naseem. Sogar Abgeordnete des Parlaments äusserten sich positiv zu seiner Erschiessung. In den sozialen Medien wird der Schütze sogar als Held gefeiert.
Laut US-Aussenministerium handelte es sich bei dem Opfer um einen amerikanischen Staatsbürger: «Wir fordern Pakistan dringend auf, unverzüglich Massnahmen zu ergreifen und Reformen durchzuführen, die verhindern, dass sich eine solche schändliche Tragödie wiederholt», schrieb das Ministerium auf Twitter.
Angeklagte oft schon vor Prozess getötet
Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verurteilte die Tat und forderte Pakistan dazu auf, die umstrittenen Gesetze in Bezug auf sogenannte Gotteslästerung aufzuheben.
Diese entstanden in den 1980ern während der Amtszeit des ehemaligen Militärherrschers Zia ul-Haq. Oft würden dabei Angeklagte getötet, bevor der Prozess überhaupt beginnt. (bra/SDA)