Wegen «falschen» Kulturerbes
Britisches Sikh-Paar darf kein weisses Kind adoptieren

Sandeep und Reena Mander wünschen sich ein Baby. Die britische Adoptions-Agentur rät dem Paar aber, nach Indien zu gehen, weil der kulturelle Hintergrund der beiden nicht zu einem weissen Kind passt.
Publiziert: 27.06.2017 um 18:01 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 00:25 Uhr
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Sandeep und Reena Mander dürfen wegen ihres kulturellen Hintergrunds kein weisses Baby adoptieren.
Foto: Facebook

Ein sicheres Zuhause, ein geregeltes Einkommen, liebende Eltern. Perfekte Voraussetzungen für eine Adoption. Trotzdem darf das Paar kein Baby adoptieren – wegen «falscher» Kultur. Was wie ein schlechter Witz klingt, ist für Sandeep und Reena Marder aus Berkshire (England) die bittere Realität.

Die beiden Unternehmer mit indischem Hintergrund wollen nichts sehnlicher, als Eltern zu werden. Darum kontaktierten sie die Adoptionsagentur Adopt Berkshire. Doch nach einem Hausbesuch mit positiver Bewertung teilt man ihnen mit, «dass sie wegen ihres ‹Kulturerbes› kein Kind adoptieren dürfen». Stattdessen rät man dem Paar, sich ein Baby aus Indien zu holen. Zurzeit würden nur weisse Kinder zur Adoption freistehen, und in solchen Fällen würden britische oder europäische Eltern präferiert, hiess es seitens der Agentur.

Diskriminierung wegen Herkunft

«Alles, was wir wollen, ist, einem Kind ein sicheres Zuhause voller Liebe zu geben», sagt Sandeep Mander. «Wir hätten nie erwartet, dass wir wegen unserer Herkunft abgelehnt würden. Nicht weil wir unfähig wären, sondern weil unser Kulturerbe als ‹indisch/pakistanisch› definiert wurde.»

Die Manders sind in England geboren, haben keinen engen Bezug zu Indien, gehören aber der Sikh-Religion an, wie die «Times» berichtet. 

«So viele Kinder warten auf liebende Familie»

Die beiden haben jetzt rechtliche Schritte eingeleitet, um gegen diesen diskriminierenden Entscheid vorzugehen. Der Fall des britischen Paars wird von der Gleichberechtigungs- und Menschenrechtskommission untersucht. David Isaac, Vorsitzender der Kommission, sagt: «Es gibt so viele Kinder, die auf eine liebende Familie mit Eltern wie Sandeep und Reena warten, die ihnen ein besseres Leben ermöglichen. Das wegen eines sogenannten Kulturerbes zu verweigern, ist falsch.» 

Seit sieben Jahren versuchen die Eheleute, schwanger zu werden, und haben auch bereits 16 künstliche Befruchtungen hinter sich. Bleibt zu wünschen, dass es auf dem Weg der Adoption doch noch mit dem Familienglück klappt. (man)

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