Was steckt dahinter?
Berner Reisebus mitten in russischer Teilmobilmachung

Putin schickt Hunderttausende Reservisten in den Ukraine-Krieg. Jetzt sind Bilder aufgetaucht, die junge Männer vor ihrer Reise an die Front zeigen. Und im Hintergrund den Bus eines Berner Reiseunternehmens. Die Firma erklärt sich.
Publiziert: 21.10.2022 um 17:10 Uhr
|
Aktualisiert: 21.10.2022 um 17:12 Uhr
Nicola Abt

Entsetzen beim Schweizer Reiseunternehmen Dysli Bern! Einer ihrer Busse wird in Russland offenbar zu Kriegszwecken verwendet. Das lassen Bilder auf dem russischen Youtube-Kanal 1420 vermuten. Der Account wird von einer Gruppe junger Russen bespielt. Sie führen in ihrer Heimat Interviews rund um den Ukraine-Krieg.

«Mein Freund landet bald direkt in der Hölle des Krieges», lautet ein Kommentar unter dem Gruppenfoto. Im Hintergrund ist ein Reisebus mit dem Schriftzug «Dysli Reisen Bern» zu sehen. Rund 300'000 Russen wurden im Zuge der Teilmobilmachung an die Front gebracht. Und mittendrin: ein Schweizer Bus!

Wie kann das sein? Das Berner Reiseunternehmen kann selbst kaum fassen, wo einer ihrer Busse gelandet ist. «Davon distanzieren wir uns», sagt Teilinhaber Marc Dysli (41) zu Blick. Das Familienunternehmen habe nichts damit zu tun. Beim Reisebus handle es sich um ein Fahrzeug, das bis Ende 2011 bei der Firma Dysli im Einsatz stand. «Das heute wohl 26-jährige Fahrzeug wurde ersetzt und an einen Bushändler verkauft», so Dysli weiter.

Russische Zivilisten werden für den Ukraine-Krieg einberufen. Kurios: Auf dem bereitstehenden Bus im Hintergrund ist ein Berner Bär zu sehen.
Foto: Youtube-Kanal 1420
1/5

Firma versucht den Käufer zu ermitteln

Eigentlich hätten da die Schriftzüge des Berner Familienunternehmens entfernt werden sollen. So war es abgemacht. Dysli zu Blick: «In unseren Kauf- respektive Verkaufsverträgen steht ganz klar, dass der Käufer sämtliche Schriften zu entfernen hat.» Man prüfe jetzt Schritte, um gegen den Käufer vorzugehen.

Das Unternehmen durchforstet seine Unterlagen, um den Käufer ausfindig zu machen und zur Rede zu stellen. Es sei aber gut möglich, dass das Fahrzeug in den letzten Jahren noch zwei oder dreimal weiterverkauft wurde. «Daher bin ich nicht wirklich optimistisch, dass die Schriften auf dem Bus noch entfernt werden.»

Es komme leider immer wieder vor, dass Fahrzeuge exportiert und die Firmenlogos nicht entfernt würden. In diesem Fall sei das besonders ärgerlich.


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?