Die Kirche bleibt im alten Dorf, was das Verhältnis von Papst und Sexualität betrifft. Keine Ehe für Homosexuelle, keine Verhütung - abgesehen von Enthaltsamkeit während der fruchtbaren Tage.
Doch die «erotische Dimension der Liebe» sei ein wunderbares Geschenk Gottes an seine Geschöpfe, schreibt der Papst. Man müsse sie allerdings kultivieren und Zügellosigkeit vermeiden. Sexualität sei nicht ein Mittel zur Befriedigung oder Vergnügung, sondern eine zwischenmenschliche Sprache, bei der der andere ernst genommen werde in seinem heiligen und unantastbaren Wert.
Ausserhalb der Ehe diene die Sexualität aber oft nur der «egoistischen Befriedigung der eigenen Begierden und Instinkte». Sie sei auch beherrscht «von der giftigen Mentalität des Gebrauchens und Wegwerfens». Häufig werde der Körper des anderen «gehandhabt wie ein Gegenstand, den man behält, solange er Befriedigung bietet, und verschmäht, wenn er seine Attraktivität verliert».
Zu frühe Trennungen
Der Papst zeigt sich besorgt über die Verbreitung von Pornos und die damit verbundene Vermarktung des Körpers. Es gebe kulturelle Tendenzen, die eine Affektivität ohne Grenzen propagiere, eine «narzisstische, instabile und veränderliche Affektivität.» Das helfe dem Einzelnen nicht immer, eine grössere Reife zu erlangen. Und Paare würden unsicher, zögernd und blieben in frühen Stadien des Gefühls- und Sexuallebens stecken. Das führe zu übereilten Scheidungen und Trennungen «ohne Mut zur Geduld».
Buch statt TV
Auch mit Unterhaltungselektronik hat der Vatikan seine liebe Mühe: So soll man statt fernzusehen lesen, um spannend zu bleiben für den Ehepartner. «Damit der Dialog der Mühe wert ist, muss man etwas zu sagen haben, und das erfordert einen inneren Reichtum, der seine Nahrung bezieht aus der Lektüre, der persönlichen Reflexion, dem Gebet und der Offenheit gegenüber der Gesellschaft. Andernfalls werden die Gespräche langweilig und substanzlos.»
Ganz schlecht sei es, «wenn zur Essenszeit jeder mit seinem Mobiltelefon herumspielt oder wenn einer der Ehegatten einschläft, während er auf den anderen wartet, der sich stundenlang mit irgendeinem elektronischen Gerät die Zeit vertreibt.» Womit wir dann wohl wieder bei den Pornos wären.