Die belgischen Sicherheitsbehörden geraten erneut ins Kreuzfeuer der Kritik. Wie belgische Medien berichten, wurde der Chef der Brüsseler Bahnpolizei, Jo Decuyer, kurz vor der Explosion in der U-Bahn angewiesen, das Metro-System stillzulegen. Jedoch ging die entsprechende E-Mail an dessen Privatkonto und blieb dort lange Zeit unbeachtet liegen.
Schwacher Trost: Ob Decuyer die 20 Menschen, die beim islamistischen Anschlag auf die Metrostation Maelbeek ums Leben kamen, hätte retten können, ist fraglich. Vor dem Untersuchungsausschuss des belgischen Parlaments erklärte der Bahnchef, selbst bei einem sofortigen Abruf der E-Mail hätte er keine Chance mehr zum Eingreifen gehabt.
Das Schreiben aus der Polizeizentrale sei am 22. März um 9.07 Uhr eingegangen – vier Minuten, bevor die Bombe in der Metro explodierte. Die Stilllegung des gesamten U-Bahn-Netzes dauere hingegen mindestens 30 Minuten.
Fraglich bleibt nach der Untersuchung aber auch, warum Decuyper die Anweisung erst um 9.07 Uhr erhielt, also über eine Stunde, nachdem zwei Selbstmordattentäter am Flughafen in Zaventem zwölf Menschen in den Tod gerissen hatten. Laut den Informationen, die Decuyper nach eigenen Angaben erhalten hat, sei das Nahverkehrsunternehmen STIB um 8.20 Uhr über den Anschlag informiert worden.
Des Weiteren müssen sich die belgischen Behörden die Frage gefallen lassen, wieso sie in einem solchen Fall auf E-Mails vertrauen, statt zum Telefonhörer zu greifen. Nur einer der Punkte in der langen Pannen-Liste rund um die Anschläge von Paris und Brüssel. (gr)