Wächterrat sorgt für Skandal im Iran
Wahlsieg von Reformerin aberkannt – wegen «moralischen Bedenken»

Nach dem Triumph folgt der Frust: Der Sieg einer jungen iranischen Politikerin bei der Parlamentswahl im Februar ist vom Wahlaufsichtsgremium nachträglich aberkannt worden.
Publiziert: 02.04.2016 um 21:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:20 Uhr
Minu Chaleghi wurde der Wahlsieg aberkannt.
Foto: Twitter

Minu Chaleghi war als eine der fünf Abgeordneten der Stadt Isfahan vom Stimmvolk direkt ins neue Parlament gewählt worden. Doch die Freude der 30-jährigen Iranerin wird jetzt getrübt. Sie soll für das politische Amt nicht zugelassen werden.

Der Wächterrat des Landes liess «moralische Bedenken» gelten und will Chaleghi deshalb den Wahlsieg aberkennen. Weder der Frau noch dem iranischen Innenministerium nannte der Wächterrat die genauen Gründe für den Entscheid, schreibt die Tageszeitung «Shargh».

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Chaleghi selbst spricht bei der Angelegenheit von Rufmord: «Es kursieren unehrenhafte Gerüchte um meine Person mit dem Ziel, den Ruf einer Muslimin zu schädigen.» Laut unbestätigten Berichten sollen an den Wächterrat private Fotos von der Juristin private Fotos weitergeleitet worden sein. Ausserdem soll sie eine uneheliche Beziehung mit einem Mann gehabt haben. Das gehört zwar auch im Iran zur Privatsphäre, aber nicht bei Personen und insbesondere nicht bei Frauen, die in den öffentlichen Dienst wollen. Chaleghi arbeitet derzeit an ihrem Doktortitel.

Bei der Parlamentswahl setzten sich die Reformer um Präsident Hassan Ruhani, besonders in dem politisch wichtigen Wahlbezirk Teheran, gegen die Hardliner durch. Ausserdem schafften es auch 14 Frauen ins Parlament. (cat/SDA)

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