«Als wir den Vulkan sahen, packten wir sofort unsere Sachen»
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Haus von Zürcherin zerstört:«Als wir den Vulkan sahen, packten wir unsere Sachen»

Vulkan auf La Palma zerstört Haus der Zürcherin Danica W. (38)
«Da wussten wir, das wars jetzt»

Seit 15 Jahren lebt die Zürcherin Danica W. (38) auf der Kanareninsel La Palma. Der Vulkanausbruch zerstörte nun das Haus der Familie.
Publiziert: 23.10.2021 um 11:10 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2021 um 13:10 Uhr
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Seit 15 Jahren lebt die Schweizerin auf der Kanareninsel La Palma.
Foto: zVg
Jessica von Duehren

Kilometerlange Strände, dichte Wälder, beeindruckende Vulkane – die imposante Landschaft brachte La Palma den Spitznamen La Isla Bonita ein. Heute wird die Schönheit von Asche überdeckt. Vor vier Wochen brach der Vulkan im Cumbre-Vieja-Nationalpark im Süden der Insel nach 50 Jahren wieder aus. Seitdem bahnt sich ein über 1000 Grad heisser Lavastrom seinen Weg in die umliegenden Dörfer und verschluckt unerbittlich ein Haus nach dem anderen.

Eines davon gehörte Danica W.* (38). Vor 15 Jahren wanderte die nach La Palma aus und liess sich mit ihrem Partner Victor D.* (49) im kleinen Ort Todoque nieder. Dort, wo noch vor einem Monat ihr Traumhaus stand, ist jetzt nur noch Lava und Asche. 7500 Menschen mussten in den letzten Wochen in Sicherheit gebracht werden, das sind fast zehn Prozent der knapp 85'000 Einwohner von La Palma.

«Plötzlich haben wir einen lauten Knall gehört»

Der Vulkanausbruch hatte sich über Wochen mit kleineren Erdbeben angekündigt. «Man hat sie gespürt, ist in der Nacht aufgewacht», sagt die zweifache Mutter. Ihre Stimme zittert, wenn sie an den Ausbruch zurückdenkt: «Beim letzten Erdbeben hatte man das Gefühl, dass sich das Haus verschiebt – plötzlich haben wir einen lauten Knall gehört. Wir sind in den Garten gerannt, haben die Explosion und die Rauchwolke gesehen.» Da war ihnen klar: Sie mussten hier so schnell wie möglich weg.

«Wir hatten keine Koffer gepackt, sondern nur die wichtigsten Papiere parat, weil die Behörden damit gerechnet hatten, dass der Ausbruch weiter südlich stattfindet», sagt die Schweizerin. Eine Woche vorher seien die entsprechenden Gemeinden informiert worden – «ausgerechnet die Leute, die es am Ende getroffen hat, aber nicht».

Die Familie steigt ins Auto und fährt los. «Es gab einen kilometerlangen Stau. Niemand wusste, wie schnell die Lava den Ort erreicht. Es herrschte totales Chaos», erinnert sie sich.

Spendenaufruf für einen Neustart

In den ersten Tagen nach dem Ausbruch darf die Familie in Begleitung von Feuerwehr oder Militär jeweils für 15 Minuten ins Haus, um ihre Habseligkeiten zu retten. «Mit dem Fernglas haben wir regelmässig geschaut, ob unser Haus noch steht.» Drei Wochen lang sieht es gut aus, doch plötzlich spuckt der Vulkan wieder Lava und Asche: «Da wussten wir, das wars jetzt.»

Danica W. und ihre Familie sind in einem Appartement ihres Schwagers untergekommen und versuchen, sich so gut wie möglich abzulenken. «Die Kinder gehen wieder in die Schule. Das bringt wenigstens etwas Normalität.» Wie es weitergehen soll, wissen sie noch nicht. «Wir sind zum Glück versichert und müssen nun alle Formalitäten klären.»

Um der Familie den Neustart zu erleichtern, hat ihre Schwester Rena einen Spendenaufruf gestartet. Danica W.: «Ich kann gar nicht glauben, dass Leute, die man gar nicht richtig kennt, sich Zeit nehmen und uns helfen. Ich bin von der Solidarität überwältigt.»

* Namen bekannt

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