Darum gehts
- Finnische Behörden klagen Crew wegen Sabotage von Unterwasserkabeln an
- Verdacht auf russische Schattenflotte zur Umgehung westlicher Sanktionen
- Anker 90 Kilometer geschleift, Reparaturkosten mindestens 60 Millionen Euro
An Weihnachten 2024 sorgte ein Öltanker vor der finnischen Küste für Wirbel. Die Crew des Schiffes Eagle S soll in den eisigen Gewässern absichtlich fünf Unterwasserkabel gekappt haben – ein möglicher Sabotageakt, der sofort die finnischen Behörden auf den Plan rief. Das Schiff wurde festgesetzt, tagelang durchsucht, jedes Detail geprüft.
Bald verdichtete sich der Verdacht: Der Tanker soll Teil der berüchtigten russischen «Schattenflotte» sein – jener Flotte, deren Schiffe ständig ihre Flaggen wechseln, um westliche Sanktionen zu umgehen.
Anker 90 Kilometer über Meeresboden geschleift
Nach mehr als acht Monaten sind die Ermittlungen abgeschlossen. Der stellvertretende Generalstaatsanwalt Finnlands hat gegen den Kapitän sowie den Ersten und Zweiten Offizier des auf den Cookinseln registrierten Tankers Anklage wegen schwerer Sachbeschädigung und schwerer Störung der Kommunikation erhoben.
Konkret: Der Anker der Eagle S wurde mutmasslich 90 Kilometer über den Meeresboden geschleift – und schnitt dabei nicht nur Finnland von wichtigen Datenströmen ab, sondern verursachte auch massiven wirtschaftlichen Schaden, wie es in einer Stellungnahme der Generalstaatsanwaltschaft heisst.
Die unglaubliche Länge von 90 Kilometer ist eine Überraschung. Kurz nach dem Vorfall war zwar schon bekannt, dass die Schleifspur beträchtlich ist. «Die Spur ist Dutzende Kilometer lang», hiess es von den Behörden. Doch die tatsächliche Spur scheint länger gewesen zu sein als angenommen.
Allein die Reparaturkosten für die Kabeleigentümer belaufen sich auf mindestens 60 Millionen Euro.
Risiko für Kommunikationssicherheit
Die Kabel – Hochleistungsverbindungen für Strom und Telekommunikation – sind für Finnlands Versorgung von strategischer Bedeutung. Zwar konnten Dienste über alternative Leitungen aufrechterhalten werden, doch solche Attacken stellen laut Experten ein hohes Risiko für Kommunikationssicherheit dar.
Bei den Schiffen der Schattenflotte handelt es sich meist um alte Tanker mit unzureichendem Versicherungsschutz und schlechten Sicherheitsstandards.
Die Angeklagten mit georgischer beziehungsweise indischer Staatsbürgerschaft streiten die Tat ab. «Sie sind zudem der Ansicht, dass Finnland in diesem Fall nicht zuständig sei, da die Kabelschäden ausserhalb finnischer Hoheitsgewässer lägen», heisst es in dem Dokument.