US-Cops schiessen mit Gummischrot auf deutsches Kamerateam
0:23
Vor laufender Kamera:Cops schiessen mit Gummischrot auf deutsches Kamerateam

Vor laufender Kamera
US-Cops schiessen mit Gummischrot auf deutsches Kamerateam

In Minneapolis wurde ein Kamerateam aus Deutschland zur Zielscheibe von Polizisten. Die Deutschen Journalisten sind aber längst nicht die einzigen die zwischen die Fronten geraten. Eine Fotografin erblindet auf einem Auge nach einem Gummischrotbeschuss.
Publiziert: 02.06.2020 um 18:12 Uhr
|
Aktualisiert: 03.06.2020 um 08:46 Uhr
1/8
In Minneapolis wurde ein deutsches Fernsehteam von der Polizei mit Gummischrot beschossen.
Foto: Screenshot Twitter

Nach dem Tod von George Floyd (†46) nehmen die Proteste in den USA kein Ende. Die Bevölkerung ist in Aufruhr, ganze Stadtviertel brennen und vielerorts musste die Nationalgarde aufgeboten werden. Strassenschlachten und Ausschreitungen fordern immer wieder Verletzte und sogar schon die ersten Toten. Zwischen die Fronten geraten auch immer wieder Journalisten.

Unter ihnen ist auch ein deutsches Fernsehteam. Während einer Liveschaltung aus Minneapolis wird der Deutsche-Welle-Reporter Stefan Simons vor laufender Kamera mit Gummischrot beschossen – von der Polizei! Ein Video davon wurde auf Twitter veröffentlicht.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Hört auf, auf uns zu schiessen!»

Im Video ist zu sehen, wie Reporter Simons von hinten beschossen wird. Dass er dabei eine Schutzweste mit gut sichtbarer Aufschrift «Presse» trägt, scheint die US-Cops nicht zu interessieren. Der Reporter dreht sich anschliessend um und ruft: «Wir sind von den Medien. Hört auf, auf uns zu schiessen!»

Später drohen die Polizisten dem Team sogar mit der Verhaftung – selbst als der Reporter seinen Presseausweis zeigt.

Nach Gummischrotbeschuss dauerhaft erblindet

Auch die freie Fotografin Lina Tirado wurde in Minneapolis von der Polizei mit Gummischrot beschossen und am linken Auge getroffen. «Ich nahm kurz meine Kamera runter, dann explodiere etwas in meinem Gesicht», sagt Tirano gegenüber der «New York Times». Als das Blut über ihr Gesicht lief, schrie sie: «Ich bin Presse! Ich bin Presse!»

Tirano teilte ein Bild ihres verletzen Auges auf Twitter. Dazu schrieb sie, dass sie trotz einer Notoperation dauerhaft erblindet sei. «Die Polizei hat deutlich klargestellt, dass es ihnen egal ist, ob man Journalist im Dienst ist», schreibt sie weiter.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Journalisten zwischen den Fronten

Die beiden Angriffe auf Journalisten sind längst keine Einzelfälle. Während den Unruhen wurde auch eine Fernsehreporterin in Louisville, Kentucky, von einem Beamten beschossen. Ebenfalls von Gummischrot getroffen wurden am Samstag zwei Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters. Vor dem Weissen Haus in Washington griffen Demonstranten einen Reporter von «Fox News» an und schlugen ihn mit seinem eigenen Mikrofon.

Und: Der schwarze Journalist Omar Jimenez wurde in der Stadt Minneapolis grundlos von weissen Polizisten festgenommen, als er live auf Sendung war. Der Gouverneur von Minnesota entschuldigte sich später für den Vorfall. (bra)

Die Nationalgarde der Vereinigten Staaten

Die Nationalgarde gehört zur militärischen Reserve der USA. Ihre Mitglieder leisten freiwillig Dienst, die meisten davon üben einen regulären zivilen Beruf aus. Damit sind die Nationalgardisten mit den Schweizer Milizsoldaten vergleichbar. Alle Bundesstaaten unterhalten eigene Verbände – insgesamt zählt die Nationalgarde fast 450'000 Mitglieder. Der Bundesstaat Minnesota beispielsweise verfügt über rund 13'000 Gardisten. Die Soldaten der Nationalgarde können von den Gouverneuren der Bundesstaaten eingesetzt werden und kommen nach Naturkatastrophen oder Terroranschlägen zum Einsatz. Sie grenzen sich damit klar von der regulären Armee ab, die unter dem Kommando des US-Präsidenten steht. Aber auch dieser kann im Ernstfall die Nationalgarde aktivieren.

Mitglieder der kalifornischen Nationalgarde im Einsatz während der Floyd-Proteste.

Die Nationalgarde gehört zur militärischen Reserve der USA. Ihre Mitglieder leisten freiwillig Dienst, die meisten davon üben einen regulären zivilen Beruf aus. Damit sind die Nationalgardisten mit den Schweizer Milizsoldaten vergleichbar. Alle Bundesstaaten unterhalten eigene Verbände – insgesamt zählt die Nationalgarde fast 450'000 Mitglieder. Der Bundesstaat Minnesota beispielsweise verfügt über rund 13'000 Gardisten. Die Soldaten der Nationalgarde können von den Gouverneuren der Bundesstaaten eingesetzt werden und kommen nach Naturkatastrophen oder Terroranschlägen zum Einsatz. Sie grenzen sich damit klar von der regulären Armee ab, die unter dem Kommando des US-Präsidenten steht. Aber auch dieser kann im Ernstfall die Nationalgarde aktivieren.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?