Maria Licciardi (70) ist die höchste Anführerin des Camorra-Clans, der Mafia in der Gegend rund um Neapel. Ihre Anhänger nennen sie «La Madrina» («The Godmother», dt: die Patin), nach dem bekannten Filmcharakter Don Vito Corleone aus «The Godfather». Jetzt hat die Polizei die 70-Jährige am Flughafen in Rom festgenommen.
Licciardi war auf dem Weg nach Malaga in Spanien. Gegen sie lag ein Haftbefehl der Staatsanwaltschaft Neapel vor. Ihr werden Mafiavereinigung und Erpressung vorgeworfen.
Bei der Festnahme sei sie ruhig geblieben, habe mit keiner Wimper gezuckt, schreiben italienische Medien. Nach einer achtjährigen Haftstrafe war Licciardi seit 2009 wieder auf freiem Fuss.
Vorsicht und Erbarmungslosigkeit
Der Camorra-Clan ist in den armen Vierteln um Neapel aktiv, beispielsweise in Scampia. Er gilt als einer der ältesten und grössten Mafia-Organisationen Italiens, betreibt unter anderem Drogen- und Menschenhandel.
Einer von Licciardis Brüdern war ursprünglich dazu bestimmt, mit dem Clan in der strukturschwachen Gegend während der 1980er-Jahren die Vormachtstellung zu übernehmen. Er starb jedoch früh im Gefängnis, wie Mafia-Experte und Journalist Roberto Saviano in der Sonntagsausgabe des «Corriere della Sera» schreibt. Maria Licciardi übernahm mit zwei weiteren Brüdern die Führung in der Familie. Saviano zufolge waren ihre Regeln Vorsicht und Erbarmungslosigkeit. (hah/SDA)