Darum gehts
- Friedrich Merz verfehlt absolute Mehrheit im ersten Wahlgang zur Kanzlerwahl
- Knappe Kanzlerwahlen haben in Deutschland Tradition
- Angela Merkel erreichte 2013 mit 462 Ja-Stimmen das beste Ergebnis
Friedrich Merz verpasste das absolute Mehr im ersten Wahlgang. Sechs Stimmen hatten gefehlt. Er ist jedoch nicht der erste Kandidat, für den es eng wurde. Und es ist auch nicht die erste Wahl, die ordentlich zu reden gab.
Konrad Adenauer, 1949–1963
Bereits die Wahl des ersten Kanzlers Konrad Adenauer (1876–1967) im Jahre 1949 wäre beinahe schiefgegangen. Der bei der Wahl 73-Jährige erreichte zwar das damalige Mehr von 202 Stimmen, jedoch schrieben drei Abgeordnete, statt nur «Ja» oder «Nein» den Namen des Kandidaten auf ihre Zettel. Der Bundestag sah über den Formfehler hinweg, schreibt die «Zeit».
Helmut Schmidt, 1974–1980
Das absolute Mehr kann auch mit nur einer Stimme erreicht werden. So geschehen bei der zweiten Wahl von Ex-Kanzler Helmut Schmidt (1918–2015) im Jahr 1976. Helmut Schmidt wurde 1982 durch ein konstruktives Misstrauensvotum des Bundestages von Helmut Kohl abgelöst. Die Koalition zwischen SPD und FDP war zerbrochen, weil die FDP mit der CDU/CSU eine neue Regierung bilden wollte.
Helmut Kohl, 1983–2002
Glück mit seinen Stimmen hatte aber auch Schmidts Nachfolger Helmut Kohl (1930–2017) und das gleich mehrfach. Bei seiner Wahl für die zweite Amtsperiode erreichte er 1987 253 von 249 nötigen Stimmen. Noch knapper fiel die Wahl 1994 aus. Wie seinem Vorgänger Schmidt reichte ihm damals eine Stimme zum Sieg. Von nötigen 337 Stimmen erreichte er 338.
Gerhard Schröder, 1998–2005
Dass eine knapp gewonnene Wahl trotzdem gewonnen ist, bewies auch Ex-Kanzler Gerhard Schröder (81) vor 23 Jahren. Drei Stimmen reichten 2002 für eine zweite und letzte Amtszeit. Nach dem Verlust der parlamentarischen Mehrheit 2005 wurde Schröder abgelöst. Die verlorene Vertrauensfrage ermöglichten vorgezogene Neuwahlen im September. Schröder und die SPD unterlagen dabei der CDU/CSU mit Angela Merkel. Bis zu ihrer Wahl blieb Schröder geschäftsführend im Amt und zog sich anschliessend aus der Politik zurück.
Angela Merkel, 2005–2021
Die bislang einzige Frau im Kanzleramt schaffte es im Jahr 2005, ein absolutes Mehr von 89 Stimmen zu erreichen. Noch mehr erreichte vor ihr nur Kurt Georg Kiesinger (1904–1988) im Jahr 1966 mit 91 Stimmen. Weiter gelang Angela Merkel (70) im Jahr 2013 das beste Ergebnis in der Geschichte der Regierungswahlen. Sie erreichte damals 462 Ja-Stimmen.