Er sorgte dafür, dass Millionen Computer geschützt sind. Sein Name ist mit dem Antiviren-Programm verbunden. John McAfee (†75). Mit seiner Firma und der Antiviren-Software wurde er zum Multimillionär.
Am Mittwoch vermeldeten die spanischen Behörden, dass der Unternehmer tot in seiner Zelle gefunden wurde. Kurz zuvor hatte ein Gericht die Auslieferung von McAfee an die USA angeordnet, wo er der Steuerhinterziehung beschuldigt wird. Es ist das Ende eines turbulenten Lebens mit vielen Höhen und Tiefen.
John McAfee wurde 1945 in einem US-Militärstützpunkt in Grossbritannien geboren und besass sowohl die britische als auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Sein Leben verlief zunächst gradlinig. Schule, Studium der Mathematik und Abschluss.
Bezeichnete sich selbst als «exzentrischen Millionär»
Bevor er schliesslich zum Antiviren-Papst avancierte, begann seine Karriere bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Dort arbeitete er als Programmierer an dem Apollo-Programm mit. Ein Projekt, das sich damit beschäftigte, Astronauten sicher auf den Mond zu bringen.
Im Anschluss daran arbeitete er in mehreren Informatikfirmen, bevor er 1987 die nach ihm benannte Firma für Antiviren-Software gründete.
Er selbst bezeichnete sich einmal selbst als «exzentrischen Millionär». Und in der Tat sorgte McAfee im Lauf seines Lebens für kuriose Schlagzeilen.
So zum Beispiel 2012. Zwei Jahre nachdem er nach Belize ausgewandert war, wurde sein Nachbar auf mysteriöse Weise ermordet. Als die Polizei McAfee zu dem Mord befragen wollte, entdeckte sie, dass er mit einem 17-jährigen Mädchen zusammenlebte und ein Waffenarsenal gehortet hatte. Seine Reaktion: Flucht! Er tauchte für drei Wochen unter, versteckte sich im Dschungel. Die abenteuerliche Flucht und sein Versteckspiel mit der Polizei machten ihn weltweit berühmt.
Bizarres Video mit Waffen, Frauen und Drogen
Nach der Odyssee kehrte McAfee in die USA zurück. Er bestritt stets, etwas mit dem Mord zu tun gehabt zu haben. 2019 wurde er von einem Gericht in Florida zu einer Zahlung von umgerechnet rund 21 Millionen Franken an die Familie des Toten verurteilt. Der Fall wurde jedoch nie richtig aufgeklärt.
2013 meldete er sich mit einem bizarren Video zu Wort. Darin zu sehen: Waffen, Frauen und Drogen. «Obwohl ich seit 15 Jahren nichts mehr mit der Firma zu tun habe, kriege ich immer noch Mails mit der Frage, wie man die Antiviren-Software deinstalliert», sagte er zu Beginn. Danach kamen mehrere Frauen ins Bild und fingen damit an, den Unternehmer auszuziehen.
Kandidatur zum US-Präsidenten und Flucht vor der Steuerbehörde
Im Jahr 2015 wurde McAfee verhaftet, weil er unter Alkoholeinfluss am Steuer sass. Noch im selben Jahr kündigte er seine Bewerbung um eine Präsidentschaftskandidatur an. Streng genommen dürfen nur Personen kandidieren, die auch in den USA geboren sind.
Das Software-Genie erklärte, dass er schliesslich in einem US-Stützpunkt geboren worden sei und daher das Recht habe zu kandidieren so wie jeder andere US-Bürger auch. Am Ende bekam er aber nicht genug Stimmen.
Irrer Bitcoin-Boom
McAfee war selbst ernannter Experte für Kryptowährungen. Als der Wert eines Bitcoins sich im Jahr 2017 verzwanzigfachte, meldete sich auch der Antiviren-Papst zu Wort. Er prognostizierte im November 2017, dass ein einzelner Bitcoin bis Ende 2020 über eine Million Dollar wert sein würde. Um zu beweisen, wie ernst er es meinte, fügte er an: «Sonst werde ich live im Fernsehen meinen Schwanz essen.» Tatsächlich brach der Bitcoin-Kurs danach ein.
Im Januar 2019 floh er aus den USA. Der Grund: Die Behörden waren hinter ihm her. Laut Anklageschrift der US-Behörden reichte McAfee keine Steuererklärungen für die Jahre 2014 bis 2018 ein, obwohl er beträchtliche Einnahmen aus mehreren Bereichen gehabt habe. Dazu zählten demnach verschiedene Beratungstätigkeiten, Vorträge und der Verkauf der TV-Rechte für eine Dokumentation über sein Leben.
Laut seiner Frau ging es McAfee schlecht im Knast
Er soll laut dem Auslieferungsantrag der USA in diesen vier Jahren umgerechnet mehr als zehn Millionen Franken verdient, aber nie eine Steuererklärung eingereicht haben. Ihm drohten im Fall einer Verurteilung bis zu 30 Jahre Haft. Die Auslieferungsentscheidung des spanischen Gerichts hätte noch angefochten werden können. Zudem hätte das spanische Kabinett noch zustimmen müssen.
Vor seinem Tod im spanischen Gefängnis wurde er im Oktober 2020 am Flughafen von Barcelona festgenommen, kurz bevor er in eine Maschine nach Istanbul steigen wollte.
McAfees Frau Janice beklagte seit längerer Zeit, dass es ihm im Gefängnis «nicht gut» gehe und er nur mit Verzögerung «angemessene medizinische Versorgung» erhalten habe. «Die US-Behörden sind entschlossen, John im Gefängnis sterben zu lassen»; erklärte sie noch am Sonntag auf Twitter. Am Mittwoch machte dann die traurige Nachricht die Runde: John McAfee lebt nicht mehr. Die genauen Hintergründe werden nun untersucht. (jmh/AFP)
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
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Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
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