Darum gehts
- Klassische Namen erleben Renaissance, verdrängen moderne Favoriten wie Emma und Noah
- Trend zum «Emilismus» bringt traditionelle Namen zurück in den Fokus
- Namen wie Anna, seit Mitte der 90er Jahre wieder beliebt
Sie galten lange als verstaubt – jetzt feiern sie ein unerwartetes Revival: Vornamen wie Dorothea, Elise oder Greta schiessen bei neugeborenen Mädchen plötzlich wieder in die Höhe. Und bei den Jungs sind Egon, Emil und Arthur zurück auf dem Zettel junger Eltern. Auch unter den beliebtesten Babynamen in Zürich fanden sich 2024 mit Felix und Anna eher traditionelle Namen.
Die aktuelle Namenswelle hat sogar schon einen eigenen Namen: «Emilismus». Experten sprechen von einer Rückbesinnung auf alte Werte – und auf alte Namen. Laut Vorname.com, einer bekannten deutschen Namens-Plattform, sind die klassischen Vornamen von Oma und Opa «angesagter denn je». Und das nicht nur in der Schweiz oder Deutschland, sondern zum Beispiel auch in den USA.
Noch stehen Dauerbrenner wie Mia, Noah oder Elias ganz oben in der Beliebtheitsskala. Doch ihre Spitzenplätze wackeln. Die Retro-Welle ist nicht mehr zu übersehen. Aber wieso feiern alte Namen plötzlich ein Comeback? Die Gründe für den Trend sind komplex.
«Ab der 3. Generation wird es wieder ‹modisch›»
Der Name Anna zum Beispiel war um 1900 ein absoluter Klassiker – dann verschwand er über Jahrzehnte von der Bildfläche. Wer in den 60er- oder 70er-Jahren so hiess, galt schnell als altmodisch. Doch seit Mitte der 90er erlebt Anna ein starkes Comeback – heute steht der Name für Tradition mit Stil und ist bei Eltern wieder voll im Trend.
«Ab der 3. Generation wird es wieder ‹modisch›: Traditionelle Namen wirken deshalb nicht mehr ‹altmodisch›, da diese schon zu lange nicht mehr benutzt werden und wir somit im Alltag keine Generation von ‹Alten› damit assoziieren», sagt Katja Rost, Professorin am Soziologischen Institut in Zürich, zu Blick. Hierdurch sei zu erklären, warum viele Namen in Modewellen nach zirka 2-3 Generationen erst wieder auftauchen.
Dem stimmt auch Expertin Andrea Horka zu: «Altmodische Namen kommen zurück, weil sie lange nicht mehr im Umlauf waren und man sich an diesen aktuell nicht sattgehört hat», sagt sie zu Blick.
Blaues Blut, traditioneller Name
Anders sieht es bei Karl oder Wilhelm aus: Auch diese Namen waren früher ganz vorne mit dabei – doch bis jetzt warten sie vergeblich auf ihr Revival. Für moderne Eltern sind sie noch immer kein Thema.
Ganz im Gegensatz zu Eltern mit blauem Blut zum Beispiel. Diese «verwenden alte Namen, da diese über Generationen weitergegeben werden. Hierdurch grenzt man sich auch zu Niedrigstatusgruppen ab, welche ihre Kinder Kevin oder Celine oder Leo, in Anlehnung an aktuelle Popsternchen oder Filmstars, nennen», erklärt Soziologin Rost.
Tschüss Chantal – hallo Elise!
Der «Kevinismus», bei dem es klangvolle Kombinationen wie Chiara Valentina Chayenne oder Kevin-Joel auf die Geburtsurkunden schafften, scheint aber auch bei jungen Eltern endgültig vorbei zu sein. Statt schrill und international wollen viele Eltern heute lieber bodenständig und zeitlos. Namen mit biblischem oder antikem Hintergrund, die einfach auszusprechen sind, bleiben gefragt – zum Beispiel Noah, Elias, Sara oder Lea.
Namen aus der germanischen Sagenwelt sind hingegen fast komplett verschwunden. Brunhild, Siegfried oder Gudrun? Heute kaum noch anzutreffen – es sei denn, Grossvater oder Grossmutter hatten denselben Namen. Die Namenswahl spiegelt den Zeitgeist – und der sagt gerade ganz klar: Zurück zu den Wurzeln!