Fassungslos schaut Concetta Serrano in die Kameras. Eben hat sie in der Sendung «Chi lha visto?» – das italienische Pendant zu «Aktenzeichen XY...ungelöst» – erfahren, dass ihre 15-jährige Tochter Sarah Scazzi tot gefunden wurde. Ermordet. Stranguliert von ihrem Schwager, dem Onkel von Sarah.
Völlig geschockt sitzt die Mutter da. Sie sitzt mit der Familie im Esszimmer des Mörders. Concetta bringt zuerst keinen Ton heraus. «Ich kann es nicht glauben» und «mein Schwager ist unschuldig», sagt sie dann. Die Moderatorin schlägt vor, die Sendung abzubrechen. «Das ist vielleicht besser», stammelt Concetta Serrano nur noch.
«Ich war wütend und nervös»
Die Tat könnte grausamer nicht sein. Der Onkel, Michael Misseri (57), legte auch bereits ein Geständnis ab. Er sei in der Garage seines Hofes gewesen und habe seinen kaputten Traktor flicken wollen. «Ich war wütend und nervös», erzählte er. Das sei etwa um 14 Uhr gewesen. Dann sah er von ihrem Zimmer aus seine Nichte Sarah hinunterschauen. Sie trug Hose, rosa T-Shirt, Flip-Flops, ein Handtuch. Er habe ihr ein Zeichen gegeben, herunterzukommen. «Ich weiss nicht, was mich plötzlich so an Sarah faszinierte. Es passierte von einem Moment auf den anderen», so der Onkel.
Sarah kam in die Garage. Misseri versuchte, von hinten ihre Brust zu berühren. Die 15-Jährige reagierte. Wehrte sich und schlug auf ihren Onkel ein. «Da verlor ich meinen Kopf», rechtfertigte sich Misseri. Er habe ein Seil genommen. Und legte es Sarah um die Kehle. Hörte nicht mehr auf, zuzuziehen. Bis Sarah tot war.
Er zieht ihr die Kleider aus und vergeht sich an ihr
Nach der Tat legt er das Mädchen in den Kofferraum. Warf eine Decke über sie. Der 57-Jährige fuhr zu einem abgelegenen Gebiet. Ein Zeuge sah ihn dort um zirka 17 Uhr. Misseri zog Sarah die Kleider aus. Und verging sich an der Leiche! «Ich missbrauchte sie, das war einfach so ein Kurzschluss», rechtfertigt der grausame Onkel auch dies. «Sie war nackt und so habe ich sie genommen.»
Danach verbrannte er seine Kleider, um die Spuren zu beseitigen. Sarah warf er in einen Tank, bedeckte diesen mit Weinreben – und ging weg. Er hinterliess aber eine wichtige Spur: Sarahs Handy. So kamen die Ermittler ihm auf die Spur.
Misseri soll seine Nichte immer angemacht haben
Das passierte Ende August. Seither war Sarah Scazzi verschollen. Bis zu dieser Woche. Am Mittwoch wird die Sendung «Chi lha visto?» ausgestrahlt. Und die Mutter erfährt live vom Mord an ihrer Tochter.
Misseris eigene Tochter Sabrina beteuert mittels einer SMS-Nachricht, die sie an «Rai 1» schickte, dass ihr Vater sie nie missbraucht habe. Jedoch erzählen andere Zeugen, dass Michael Misseri immer wieder Annäherungsversuche bei seiner Nichte Sarah gestartet habe. Und er wohl verletzt war, weil sie ihn stets zurückwies.
«Das einzig Richtige, was er jetzt tun könnte, ist, sich umzubringen», sagt Sarahs Bruder Claudio Scazzi, «er sollte nicht mehr existieren.» Diesen Gedanken kann wohl ganz Italien verstehen. (spj)