Erpresser zwingen Opfer, ihre Entführung vorzutäuschen
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Junge Asiaten im Visier:Erpresser zwingen Opfer, ihre Entführung vorzutäuschen

Virtuelles Kidnapping
Erpresser zwingen Opfer, ihre Entführung vorzutäuschen

Fake-Entführer erpressen in Australien Millionen. Jungen Menschen wird gedroht, sie werden deportiert, wenn sie ihre Entführung nicht vortäuschen. Opfer sind die Familien chinesischer Austauschstudenten.
Publiziert: 28.07.2020 um 13:27 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2020 um 14:44 Uhr
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Virtuelles Kidnapping: Junge Chinesen werden in Australien unter Druck gesetzt, ihre Entführung vorzutäuschen.
Foto: NSW Police

Das eigene Kind gefesselt, geknebelt, an einem unbekannten Ort. Horror-Vorstellung aller Eltern, Realität für mindestens acht chinesische Familien. Ihre Kinder studieren in Australien, als die Eltern einen Anruf erhalten. Werde kein Lösegeld bezahlt, würden sie die Kinder nicht mehr sehen. Als Beweis gibt es Bilder und Videos.

Bloss: Diese Beweise sind gestellt. Die Kinder wurden nie entführt. Stattdessen wurden sie von Verbrechern dazu gebracht, ihr Kidnapping vorzutäuschen. Sie werden laut Polizei mit Lügen unter Druck gesetzt. Ein Anrufer gibt sich dabei als Mitarbeiter der Polizei, der Botschaft oder einer anderen staatlichen Stelle aus und droht beispielsweise, dass eine mögliche Deportation bevorsteht.

Um das zu umgehen, sollen die jungen Leute den Kontakt zu ihren Liebsten abbrechen, ein Hotelzimmer mieten, sich knebeln und fesseln und davon Fotos machen. Diese senden die Erpresser dann nach China.

Erpresser machen immer weiter

In den acht bekannten Fällen konnten die Fake-Entführer bisher über zwei Millionen Franken erpressen. Wenn die Familien einmal zahlen, werden sie so lange weiter erpresst, bis sie kein Geld mehr haben oder die Polizei einschalten.

Ein australischer Polizist sagt: «Virtuelle Kidnappings nutzen das Vertrauen von Menschen in die Behörden aus. Im vergangenen Jahrzehnt haben solche Verbrechen markant zugenommen.» In der Regel würden internationale Verbrecherorganisationen dahinterstecken.

Opfer traumatisiert

Ein anderer Polizist fügt an: «Die Opfer dieser virtuellen Kidnappings sind traumatisiert. Sie glauben, sich und ihre Liebsten in echte Gefahr gebracht zu haben.» Es würde dann viel Überzeugungsarbeit von Freunden und Familie brauchen, um der Polizei den Vorfall zu melden, da die Opfer sich schämen würden.

Die australische Website «Scamwatch» listet alleine für das letzte Jahr 1172 Fälle von «chinesischen Behörden-Scams». Dabei wurde mehr als eine Million Franken erbeutet. (vof)

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