Zuerst Neuseeland, dann Finnland: In beiden Staaten sind junge Frauen an die Regierungsspitze gewählt worden, die ihr Land mit neuen Ideen in die Zukunft führen wollen.
In Neuseeland hat die 2017 gewählte Premierministerin Jacinda Ardern (39) versprochen, das Bruttoinlandprodukt durch einen Wohlfühlindex zu ersetzen.
In Finnland will die im Dezember 2019 eingesetzte Ministerpräsidentin Sanna Marin (34) ebenfalls die Sparbremse lösen und den Wohlfahrtsstaat ausbauen.
Vertrauen schwindet
Nun aber erleiden beide Regierungschefinnen einen Rückschlag. Nachdem in Neuseeland Jacinda Arderns Beliebtheit nach ihrer mitfühlenden Reaktion auf das Christchurch-Attentat in die Höhe geschossen war, sinkt ihre Popularität. Die Gründe: ein sich verlangsamendes Wirtschaftswachstum, fehlendes Vertrauen in die Wirtschaft, ein gescheitertes Wohnbauprojekt sowie Streit in der Koalition.
Ardern handelt: Um sich möglichst schnell im Amt bestätigen zu lassen, will sie die Wahlen um zwei Monate vorziehen und auf den 19. September ansetzen. Ardern: «Ich werde die Neuseeländer bitten, meine Führung und die gegenwärtige Richtung der Regierung, die auf Stabilität, einer starken Wirtschaft und Fortschritten bei den langfristigen Herausforderungen beruht, weiterhin zu unterstützen.»
Politische Instabilität
Auch in Finnland weht der jungen Ministerpräsidentin Gegenwind ins Gesicht. Die amerikanische Finanzratingsagentur Fitch hat vergangene Woche ihr 2018 ausgesprochenes Versprechen, Finnland von AA+ wieder in die Top-Position AAA anzuheben, zurückgenommen.
Jan von Gerich, Chefanalyst beim Finanzinstitut Nordea, kommentiert auf Twitter: «Fitch hat die Aussichten Finnlands aus Gründen wie der lockeren Finanzpolitik der Regierung, der Stagnation der Strukturreform, der Verwässerung des Wettbewerbspakts und der Zunahme der politischen Instabilität herabgestuft.» Man müsse alles unternehmen, um den entgegengesetzten Kurs einzuschlagen.
Von Gerich malt schwarz: «Die Rückkehr Finnlands zur höchsten Bonitätsstufe gerät ausser Reichweite.»
Für die beiden jungen Hoffnungsträgerinnen in Neuseeland und Finnland bedeutet das eine Schlappe. Sie waren gekommen, um mit grossem Enthusiasmus und neuen Ideen das Steuer herumzureissen. Nun werden sie von der Realität eingeholt.