«Verstoss gegen Tradition»
Ärztin verliert Lizenz wegen freizügigen Instagram-Bildern

In Myanmar hat die Ärztekammer der nicht mehr praktizierenden Nang Mwe San (29) die Berufslizenz entzogen, weil sie freizügige Bilder von sich im Internet postete. Die junge Frau wehrt sich gegen den sexistischen Entscheid.
Publiziert: 20.06.2019 um 14:39 Uhr
Nang Mwe San zeigt sich auf Instagram gerne in Bikinis und ...
Foto: Instagram
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Nang Mwe San (29) zeigt auf Instagram gerne ihren Körpern – und ihren 102'000 Followern gefällt es. Nur der Ärztekammer in Myanmar sind die Bilder der gelernten Medizinerin ein Dorn im Auge. 

Die junge Frau schloss zunächst als Jahrgangsbeste die Schule ab. Auf Wunsch ihrer Eltern studierte sie Medizin und arbeitete anschliessend fünf Jahre lang als Allgemeinärztin und in gemeinnützigen medizinischen Organisationen. 

2017 beschloss sie jedoch, ihren eigenen Traum vom Modeln zu verwirklichen und das Krankenhaus gegen Fotostudios zu tauschen, schreibt die «New York Times».

«Verstoss gegen die Tradition und Kultur des Landes»

Seither postet die Burmesin regelmässig Bilder in Bikinis, Dessous und engen Kleidern. Zwei Jahre lang ging alles gut, dann schaltete sich die Ärztekammer ein. Im Januar forderten die Mitglieder die junge Frau auf, die freizügigen Fotos aus Instagram und Facebook zu entfernen und in Zukunft keine solchen Aufnahmen mehr zu veröffentlichen.

Sie unterzeichnete das Schreiben zwar, hielt sich jedoch nicht daran. Als Folge entzog ihr das Myanmar Medical Council am 3. Juni die Berufslizenz – obwohl sie gar nicht mehr praktizierte. Die Begründung: Die Art, wie sie sich präsentiere, verstosse gegen die Tradition und Kultur des Landes.

«Nie Patienten in sexy Outfits behandelt»

Dagegen will sich Nang Mwe San nun wehren. «Ich war schockiert und sehr traurig. Es war ein langer Kampf, Ärztin zu werden», sagt sie gegenüber der Nachrichtenagentur «Reuters». «Habe ich mich in sexy Outfits gekleidet, als ich meine Patienten traf? Niemals», betont die junge Frau.

Alles, was ausserhalb der Praxisräume passiere, sei ihre private Angelegenheit. Sie wolle es sich nicht nehmen lassen, in Zukunft irgendwann wieder als Ärztin arbeiten zu dürfen. «Hier gibt es so viel Sexismus. Sie wollen nicht, dass Frauen höhere Positionen einnehmen und sie beurteilen Frauen danach, was sie tragen. Sie wollen nicht einmal, dass wir Hosen tragen», sagt die 29-Jährige.

«Du bist eine Ärztin, verhalte dich wie eine!»

Viele unterstützen Mwe San in ihrem Vorhaben. Einige stellen sich jedoch auf die Seite der Ärztekammer. «Du musst dich entscheiden, ob du ein Mediziner oder ein Exhibitionist sein willst. Du kannst nicht beides sein, weil sich diese Dinge widersprechen», schreibt eine Userin auf Facebook. Eine andere pflichtet ihr bei: «Was ist mit deiner professioneller Ethik? Du bist eine Ärztin, verhalte dich wie eine!» 

Auf Instagram veröffentlichte Mwe San nach dem Entscheid erneut ein Bikini-Foto mit der Unterschrift: «Die Gesellschaft besitzt keinen Frauenkörper. Mein Körper, mein Recht». (man)

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