Darum gehts
- Polizeieinsatz am Hamburger Hauptbahnhof wegen Messerangriff
- Eine Frau wurde am Tatort festgenommen
- 18 wurden Menschen verletzt – zum Teil lebensgefährlich
In Hamburg kam es am Freitagabend zu einem Messerangriff auf mehrere Personen. Die Hamburger Polizei bestätigte den Vorfall auf X. «Aktuell kommt es in Hamburg am Hauptbahnhof zu einem grösseren Polizeieinsatz!» Man prüfe gerade die Situation vor Ort, hiess es. Es sei ein Grosseinsatz von Rettungskräften, Feuerwehr und Polizei ausgelöst worden.
Zum Ablauf der Tat sagte Polizeisprecher Florian Abbenseth, es seien mehrere Notrufe eingegangen. Die sogenannte Quattrostreife – vier Beamte von Bundes- und Landespolizei sowie Mitarbeiter von DB-Sicherheit und Hochbahnwache – sei schnell vor Ort gewesen.
Kein Widerstand bei Festnahme
Eine 39-jährige Frau wurde festgenommen. Sie leistete keinen Widerstand. Eine Sprecherin der auch für Hamburg zuständigen Bundespolizeidirektion Hannover sprach von einem Messerangriff «einer weiblichen Person gegen Reisende». Laut Hamburger Polizei ereignete sich die Tat auf einem Bahnsteig. Der Bahnsteig für Fernzüge war zum Tatzeitpunkt voller Menschen. Die Angreiferin soll nach Polizeiangaben eine Einzeltäterin gewesen sein.
Weiter heisst es, dass es sich bei der Frau um eine Deutsche handle. Nun werde geprüft, ob sie sich in einem psychischen Ausnahmezustand befunden habe, sagte der Polizeisprecher gegenüber der Nachrichtenagentur DPA.
Nach Angaben von «Bild» ist die Verdächtige als psychisch krank bekannt. Sie habe bereits Aufenthalte in der Psychiatrie gehabt. Darüber hinaus sei sie polizeibekannt. Die mutmassliche Täterin befindet sich in Polizeigewahrsam und soll am Samstag dem Haftrichter vorgeführt werden.
Tat nicht politisch motiviert
Die Polizei geht derzeit nicht von einer politischen Motivation aus. Dafür gebe es bislang keine Hinweise, sagte Polizeisprecher Florian Abbenseth. «Vielmehr haben wir Erkenntnisse, aufgrund derer wir jetzt insbesondere dahingehend ermitteln, ob sie sich in einem psychischen Ausnahmezustand befunden haben könnte.» Die Frau habe sich widerstandslos festnehmen lassen. Das Tatmesser wurde sichergestellt.
Bei dem Angriff sind neusten Angaben zufolge 18 Menschen verletzt worden. Vier von ihnen wurden lebensbedrohlich verletzt.
Zuerst war von sechs lebensgefährlich Verletzten die Rede gewesen.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) tauschte sich am Abend mit dem Bürgermeister der Hansestadt Hamburg, Peter Tschentscher (SPD), telefonisch aus. Merz habe dabei gesagt, die Nachrichten aus Hamburg seien bestürzend und seine Gedanken «bei den Opfern und ihren Angehörigen», teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius in Berlin mit.
Der Vorfall ereignete sich laut Angaben der Bundespolizei im Feierabendverkehr gegen 18 Uhr. Der Tatort wurde weiträumig geräumt und vorübergehend abgeriegelt.
Unübersichtliche Lage
Wie der Pressesprecher der Feuerwehr gegenüber dem «Hamburg Journal» berichtete, wurden die Opfer in umliegende Spitäler gebracht. «Nun findet eine weitere Sichtung statt», sagte der Sprecher am Abend, aufgrund des hohen Publikumsverkehrs sei die Lage aber sehr unübersichtlich.
Die Strassen Steintorbrücke und Steintordamm, die an der Südseite des Bahnhofs oberhalb der Gleise queren, wurden für den Strassenverkehr gesperrt. Treppen, die zu Gleisen hinabführen, sind von den Behörden blockiert.
Aufgrund des laufenden Polizeieinsatzes seien die Gleise 11 bis 14 im Hamburger Hauptbahnhof gesperrt worden, teilte die Deutsche Bahn auf X mit. Es komme zu Verspätungen und Umleitungen im Fernverkehr. Nach Angaben einer Bahnsprecherin könne am Morgen «wieder alles pünktlich starten».
«Tiefe Bestürzung» über den Messerangriff
Die Deutsche Bahn äusserte ihre «tiefe Bestürzung» über den Messerangriff. «Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Verletzten», heisst es in einer Mitteilung.
Am Hamburger Hauptbahnhof gilt ein dauerhaftes Waffenverbot. Seit 1. Oktober 2023 sind dort Schusswaffen und ähnliche Gegenstände untersagt. Die Massnahme zielt darauf ab, die Sicherheit zu erhöhen. Das Verbot umfasst auch Messer mit Klingen über vier Zentimeter Länge. Die Stadt begründet den Schritt mit dem Ziel, «noch konsequenter gegen mitgeführte Messer und andere gefährliche Gegenstände vorgehen zu können».
Bahnhof galt als sehr gefährlich – dann sanken die Zahlen
Der Hamburger Hauptbahnhof zählte laut Bundespolizei im Jahr 2022 zu den gefährlichsten Bahnhöfen in Deutschland. Inzwischen hat sich die Lage nach offiziellen Angaben verbessert.
Die Zahl der Gewalttaten sank am Bahnhof um knapp ein Viertel (24,2 Prozent) von 720 im Jahr 2023 auf 546 im vergangenen Jahr, wie die Bundesregierung im Februar auf eine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion mitteilte. Allerdings verdoppelte sich die Zahl der Gewalttaten, bei denen ein Messer eingesetzt wurde, von 12 auf 23 Fälle.
Der Bahnhof gehört zu den am stärksten frequentierten Verkehrsknotenpunkten in Deutschland. Im freitäglichen Feierabendverkehr herrscht dort regelmässig dichtes Gedränge.