Republikaner und Kriegsheld
Verliert Trump Arizona, weil er McCain verhöhnte?

Der Republikaner John McCain (†81) starb vor mehr als zwei Jahren an den Folgen eines Gehirntumors. Doch gerade er soll dafür sorgen, dass Donald Trump in Arizona nicht mehr gewinnen wird.
Publiziert: 06.11.2020 um 17:56 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2021 um 13:44 Uhr
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Ausgerechnet der verstorbene Republikaner John McCain könnte Trump in Arizona einen Strich durch die Rechnung machen.
Foto: AFP

Bei fast jeder Präsidentschaftswahl seit 1952 ging der Bundesstaat Arizona an die Republikaner – es gab nur eine Ausnahme im Jahr 1996, bei der Wiederwahl von Bill Clinton. Auch Donald Trump (74) konnte den Wüstenstaat vor vier Jahren für sich beanspruchen. Derzeit sieht alles danach aus, dass Joe Biden (77) das Rennen macht. Sogar der konservative TV-Sender Fox News geht derzeit von einem Sieg der Demokraten aus.

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«Schuld» an der drohenden Niederlage könnte ausgerechnet ein verstorbener Republikaner sein – John McCain (†81). Der Grund: Immer wieder legte sich Trump zu dessen Lebzeiten mit McCain an, einem der beliebtesten Politiker Arizonas.

Blockierte Abschaffung von Obamacare

Den Zorn Trumps bekam McCain vor allem dann zu spüren, als er sich im Senat gegen die Abschaffung der allgemeinen Gesundheitsversicherung Obamacare stellte. Damit konnte Trump eines seiner wichtigsten Wahlversprechen nicht einlösen und bezeichnete McCain deshalb als Verräter. Trump konnte sogar seine Vorfreude über das baldige Ableben seines Widersachers kaum verbergen, als dieser todkrank wurde.

Für diese Anfeindungen kommt nun die verspätete Retourkutsche: Witwe Cindy (66) sowie die Tochter Meghan McCain (36) sprachen sich öffentlich für die Wahl von Joe Biden aus. Nur Biden stehe für amerikanische Werte, sagte Cindy McCain auf dem Parteitag der Demokraten im September. Offenbar sind viele Wähler in Arizona diesem Aufruf gefolgt.

Mehrere Jahre in Kriegsgefangenschaft

Unvergessen bleibt McCain auch wegen einer Szene aus dem Wahlkampf 2008: Eine Frau beklagte sich bei ihm, dass Barack Hussein Obama (59) als Präsident verhindert werden müsse, weil er ein «Araber» sei. Der republikanische Präsidentschaftskandidat McCain stoppte diese Behauptung aber sofort: «Nein, Ma’am, Barack Obama ist ein ehrenwerter Gentleman, mit dem ich nur politische Differenzen habe.»

McCain war von 1987 bis zu seinem Tod 2018 Senator. In den USA erinnert man sich an ihn als einen Helden – insbesondere in seiner Heimat Arizona. Er war über die Parteigrenze hinaus beliebt. In der Schweiz war er vor allem wegen des Steuerstreits gefürchtet.

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Als Soldat hatte McCain im Vietnam-Krieg fünfeinhalb Jahre Kriegsgefangenschaft und Folter überlebt. Trump verhöhnte ihn aber, sagte einmal: «Er ist ein Kriegsheld, weil er gefangen genommen wurde – ich mag Soldaten, die nicht gefangen genommen werden.» (bra)

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