Auf einen Blick
Elon Musk (52) ist mit 247 Milliarden Dollar nicht nur der reichste Mann der Welt, sondern gilt auch als einer der mächtigsten. Jüngst wurde der Chef von Tesla und SpaceX zum Wahlkampfhelfer von Donald Trump (78), dürfte in einer Trump-Regierung sogar ein Amt bekleiden.
Aber: Der Milliardär wurde in den letzten Jahren politisch immer radikaler. Und hat offenbar kein Problem damit, mit Autokraten zu dealen. Das «Wall Street Journal» (WSJ) berichtet, dass Musk mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (72) seit Ende 2022 in regelmässigem Kontakt stehe. Und auch im kommunistischen China hat der Super-Kapitalist mächtige Freunde, damit er sein Elektrofahrzeug Tesla vermarkten kann. Wie gefährlich ist der Mann, den der «Spiegel» auf dem Cover gar «Staatsfeind» nennt?
Das «Wall Street Journal» beruft sich bei seinem Bericht auf Aussagen von amerikanischen, russischen und europäischen Beamten. Brisant: Putin soll Musk bei einem Gespräch gebeten haben, den Satelliten-Internetdienst Starlink über Taiwan auszuschalten. Damit habe Putin dem chinesischen Staatschef Xi Jinping (71) einen Gefallen erweisen wollen. Ob Musk der Bitte nachgekommen ist, darüber schreibt das WSJ nichts.
Satelliten für Ukrainer und Russen
Sicher aber ist, dass Musk mit Starlink im Ukraine-Krieg Einfluss ausübt. Musk hatte zu Beginn des Krieges in der Ukraine seine Satelliten Kiew gratis zur Verfügung gestellt, später aber teilweise deaktiviert und sie dafür russischen Truppen zugänglich gemacht.
Sowieso nähert sich Musk immer mehr Moskaus Interessen an. Im Oktober 2022 rief er seine Follower, die inzwischen die 200-Millionen-Marke geknackt haben, auf X auf, einen Friedensprozess in der Ukraine zu unterstützen. Allerdings stützte er sich dabei unter anderem auf russische Vorschläge, zu denen die weitere Besetzung der Krim durch die Russen sowie die ukrainische Neutralität ausserhalb der Nato gehören.
Einblick in vertrauliche Daten
Bisher hat Musk Trump mit rund 119 Millionen Dollar unterstützt. Eine einflussreiche Stelle im Weissen Haus ist garantiert, wenn Trump am 5. November die Wahlen gewinnen sollte. Die Rede ist vom Chefposten einer Kommission für Effizienzsteigerung.
Musks Spiel in den verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Machtzentren ist problematisch. Weil er mit seiner SpaceX inzwischen so erfolgreich arbeitet, dass die Nasa von ihm abhängig ist, hat Musk Einblick in höchst vertrauliche Daten.
Mit Starlink hat er zudem ein Instrument in der Hand, mit dem er die ganze Welt erpressen könnte. Das Satelliten-System wird in Spitälern im Gazastreifen ebenso genutzt wie von Soldaten im Sudan, Bauern in Brasilien und im Kampf gegen die Huthi-Rebellen im Jemen.
Mit einem Job an der Seite von Trump im Weissen Haus würde Musk seinen Einfluss direkt auf die US-Regierung ausüben können. «Herr Präsident, wie wäre es mit einer Steuererleichterung für E-Auto-Unternehmen oder für Weltraumforschung?», könnte etwa eine sanfte Forderung an Trump sein. Und was, wenn der alternde Trump ähnliche Ermüdungserscheinungen zeigt wie der amtierende Präsident Joe Biden (81) zeigt? Dann wäre Elon Musk mit seinen Verschwörungstheorien sicher als persönlicher Einflüsterer zur Stelle.
Experten sind besorgt
Philipp Adorf (40), USA-Experte an der Universität Bonn, bezeichnet die engen Verflechtungen zwischen Musks Unternehmen mit dem US-Militär und den Geheimdiensten sowie den Kontakt zum Kreml als «besorgniserregend». Adorf: «Es stellt sich die Frage, ob jemand wie Musk Zugriff zu den bedeutsamsten Informationen im Bereich der Raumfahrt und des Militärs erhalten sollte.»
Mehr zu Musks Wahlkampf für Trump
Sogar als «potenziell gefährlich» bezeichnet Adorf die Kombination von Musks Verschwörungstheorien und seiner Plattform X. Adorf: «Unter der Leitung von Elon Musk hat sich X zunehmend zu einer Plattform für rechtes Gedankengut entwickelt.»
Musk selber verbreite über X Falschinformationen über den angeblichen Wahlbetrug sowie Behauptungen wie etwa jene, wonach die demokratische Partei gezielt Einwanderer ins Land bringe, um sie später einzubürgern und als Wählerbasis zu benützen. Adorf: «Diese Entwicklung trägt erheblich zur Radikalisierung des öffentlichen Diskurses in den USA bei.»
Verstoss gegen Gesetze
«Besorgniserregend» ist Musk auch für Marco Steenbergen (61), Amerika-Experte und Politpsychologe an der Uni Zürich. «Es besteht eine gute Chance, dass er gegen eine Reihe von Gesetzen verstösst», sagt er gegenüber Blick. Steenbergen zählt als mögliche Vergehen Musks Versprechen von Geld an Wähler sowie den Kontakt zu ausländischen Regierungen auf, was eine verbotene Beeinflussung sein könnte.
Bei einigen Beobachtern läuten die Alarmglocken immer lauter. Adorf warnt: «Musks Vorgehensweise ist für die amerikanische Demokratie ein Risiko.»