Dramatische Folgen für die Weltpolitik
Neue Achse mit Moskau – Eiszeit für die EU

Der neue Präsident der USA will sich in erster Linie um sein eigenes Land kümmern. Aussenpolitische Themen werden daher wohl auf der Strecke bleiben, wenn Donald Trump das durchzieht, was er angekündigt hatte. Auswirkungen wird die neue US-Politik unter anderem auf die Nato, den Krieg in Syrien, aber auch auf die Beziehungen zu Europa haben. Florian Foos, der an der Universität Zürich ein Seminar zu den US-Wahlen leitet, nennt die wichtigsten Auslandthemen und wie Donald Trump sie anpacken wird.
Publiziert: 10.11.2016 um 11:23 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:37 Uhr
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Daumen hoch: Russlands Präsident Putin ist vom gleichen Schlag wie Trump.
Foto: © Thierry Roge / Reuters

Keine Hilfe für Nato-Länder

Donald Trump will die Verteidigung verbündeter Staaten nicht mitfinanzieren. Er hat angekündigt, dass er bei einem Angriff auf ein Nato-Land nicht automatisch zu Hilfe eilen werde – obwohl die Mitgliedstaaten im Fall eines bewaffneten Angriffs zum gegenseitigen Beistand verpflichtet sind. Trump fordert gerade von europäischen Ländern höhere finanzielle Leistungen. Es muss sich zeigen, ob die Nato deswegen ernsthaft in Gefahr ist. Trump hat seine Meinung auch schon oft geändert. 

Schmusekurs mit Putin 

Die Beziehungen zu Moskau könnten sich verbessern. Denn Trump und der russische Präsident Wladimir Putin finden sich gegenseitig recht sympathisch. Es ist auch nicht auszuschliessen, dass sich die USA ganz aus dem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine heraushalten werden. Unter einer Verschiebung der Achse würden vor allen die osteuropäischen Länder leiden. Verschlechtern wird sich hingegen die Beziehung zu China: Trump will versuchen, Druck auszuüben, und auch drastische Massnahmen wie hohe Einfuhrzölle ergreifen, um US-Betriebe daran zu hindern, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern.

Schulterklopfen für Assad

Durch den guten Draht zu Moskau könnten die USA auch im Syrien-Konflikt umschwenken. Es ist gut möglich, dass Trump Syriens Machthaber Bashar al-Assad unterstützt. Generell gehe ich davon aus, dass sich die USA zurückziehen und weniger direkt in solche Konflikte eingreifen werden. Trump will sich in erster Linie um die USA kümmern. Davon werden auch die Entwicklungshilfe und die Menschenrechte betroffen sein. 

Reibereien mit der EU

Die Beziehung zwischen den USA und der EU wird angespannter. Im Vorfeld der Wahlen hatten sich viele Regierungschefs in Europa kritisch gegenüber Trump geäussert. Trump gilt als grosser Brexit-Unterstützer und hat seine eigene Wahl immer wieder als «Brexit hoch drei» bezeichnet. Die Austrittsbefürworter in der britischen Regierung haben einen neuen, mächtigen Verbündeten.

Schluss mit Klimaschutz

Trump bestreitet den Klimawandel. Er könnte den Weltklimavertrag von Paris aufkünden und die amerikanischen Beiträge für den Uno-Fonds zur Minderung der Folgen des Klimawandels einfrieren. Trump will intensiv in Öl-, Erdgas- und Kohleproduktion investieren. Aufzeichnung: Guido Felder

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