Urteil über Weiterbehandlung fällt am 25. Juli
Kann Baby Charlie doch gerettet werden?

Ein US-Arzt hat dem schwerkranken britischen Baby Charlie eine zehnprozentige Chance auf Heilung durch eine experimentelle Behandlung eingeräumt. Der Mediziner Michio Hirano stützt seine Aussage auf angeblich neue Forschungsergebnisse. Das zuständige Gericht in London wird am 25. Juli über eine mögliche Weiterbehandlung entscheiden.
Publiziert: 13.07.2017 um 22:45 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:10 Uhr
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Der schwerkranke Charlie (11 Monate alt) kann nur noch durch Maschinen am Leben gehalten werden.
Foto: AP

Ein Richter am Londoner High Court muss am 25. Juli entscheiden, ob neue Expertengutachten die Aufhebung eines früheren Urteils rechtfertigen. Zuvor hatten Gerichte durch alle Instanzen hindurch entschieden, dass die lebenserhaltenden Massnahmen für den elf Monate alten Knaben eingestellt werden sollen.

In der kommenden Woche soll zunächst ein US-Mediziner, der Charlie experimentell behandeln will, den kleinen Patienten in London untersuchen. Michio Hirano werde sich am Montag und Dienstag ein Bild von dem Säugling machen, hiess es.

Hirano schlägt eine Methode vor, die bislang noch nie bei einem Patienten angewendet wurde. Bei erfolgreicher Behandlung könnte Charlie nach Angaben des US-Arztes einige Stunden am Tag selbst atmen. Derzeit wird das Baby künstlich beatmet.

Irreparable Hirnschäden

Einige Tage zuvor waren Charlies Eltern Medienberichten zufolge aus dem Gerichtssaal gestürmt. Anlass soll eine Auseinandersetzung über die Frage gewesen sein, ob Charlie in seinem derzeitigen Zustand leidet. Später kehrten die Eltern wieder zurück.

Die Ärzte im Londoner Great-Ormond-Street-Spital, wo Charlie behandelt wird, wollen ihm Leid ersparen und fordern, dass er in Würde sterben soll. Er habe bereits irreparable Schäden am Hirn erlitten, argumentieren sie. Charlies Eltern wollen ihn dagegen für eine experimentelle Therapie in die Vereinigten Staaten bringen.

Wächst der Schädel?

Strittig war bei der Anhörung am Donnerstag der BBC zufolge, ob Charlies Schädel in den vergangenen drei Monaten gewachsen ist. Das Spital argumentierte, Charlie habe fast keine Hirnaktivität mehr, daher habe sich der Umfang seines Kopfes nicht mehr vergrössert.

Charlies Mutter bestreitet das. Sie will zwei Zentimeter mehr gemessen haben als das Klinikpersonal. Der Richter ordnete eine unabhängige Messung bis Freitag an.

Der elf Monate alte Bub leidet an einer seltenen genetischen Erkrankung, in der Fachsprache mitochondriales DNA-Depletionssyndrom (MDDS), wobei insbesondere das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen wird. Charlie muss künstlich beatmet und ernährt werden.

Petition und Fürsprache vom Papst

Bereits Ende Juni sollte Charlies Beatmung eingestellt werden, doch die Eltern erbaten sich Aufschub, um Abschied zu nehmen. Am vergangenen Wochenende hatten Charlies Eltern eine Petition mit 350'000 Unterschriften in der Klinik eingereicht, mit der sie eine Behandlung ihres schwerkranken Sohnes im Ausland erreichen wollen. Sie sammelten rund 1,5 Millionen Euro an Spenden, um den Krankentransport und die Behandlung finanzieren zu können.

Der Fall hatte international Schlagzeilen gemacht. Sogar Papst Franziskus und US-Präsident Donald Trump hatten sich dazu geäussert. Spitäler in den USA und Italien hatten angeboten, Charlie weiter zu behandeln. (SDA)

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