Ungarn lässt Asylsuchende wieder hungern
Irakische Familie erzwingt Nahrung mit Verfügung von Menschenrechtshof

Nach fünf Tagen ohne Nahrung hat eine irakische Flüchtlingsfamilie in Ungarn via einer Verfügung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte Essen erhalten. Das Land lässt derzeit zahlreiche Flüchtlinge hungern.
Publiziert: 15.02.2019 um 11:10 Uhr
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Aktualisiert: 15.02.2019 um 11:32 Uhr
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Flüchtlinge unerwünscht: Hier gibts nur selten ein Durchkommen.
Foto: AP

Das EU-Land Ungarn lässt nach Darstellung von Menschenrechtlern Asylsuchende in sogenannten Transitzonen an der Grenze zu Serbien hungern. Ein irakisches Ehepaar habe erst nach einer Eilverfügung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) nach fünftägigem Nahrungsentzug am Donnerstag wieder etwas zum Essen erhalten, bestätigte ein Sprecher des ungarischen Helsinki-Komitees dem Nachrichtenportal «index.hu».

Die drei Kinder des Paars wurden in dieser Zeit normal versorgt. Die Eltern ernährten sich während der fünf Tage von den Resten, die die Kinder übrig liessen, wie der Sprecher sagte. Das Helsinki-Komitee sehe in dieser Behandlung den Tatbestand der Folter erfüllt, fügte er hinzu.

«Aushungern» soll Flüchtlinge zur Ausreise zwingen

Ungarns Behörden hatten bereits im August des Vorjahres für Empörung gesorgt, als sie auf ähnliche Weise acht Asylbewerber aus Afghanistan und Syrien in der Transitzone hungern liessen. Damals wie jetzt handelte es sich um Flüchtlinge, deren Asylanträge in erster Instanz abgelehnt worden waren. Durch «Aushungern» sollten die Menschen dazu gezwungen werden, auf das ihnen zustehende Berufungsverfahren zu verzichten.

Die Transitzonen in den Grenzorten Röszke und Tompa sind die einzigen Einrichtungen, in denen Menschen in Ungarn Asyl beantragen können. Nur sehr wenige Asylsuchende werden hereingelassen, meist warten sie darauf viele Monate in Serbien.

Politik der Abschottung und Abschreckung

Die Transitzonen funktionieren als geschlossene Lager unmittelbar an der Grenze. Da sie durch Tore nach Serbien verlassen werden können, steht die ungarische Regierung auf dem Standpunkt, dass sich die Menschen dort «freiwillig» aufhalten. Wer jedoch nach Serbien zurückkehrt, verliert in Ungarn automatisch seinen Status als Asylbewerber.

Unter dem rechts-nationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban verfolgt Ungarn eine Politik der Abschottung und Abschreckung gegenüber Flüchtlingen und Migranten. (SDA)

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