Im konservativen Iran ist ausserehelicher Sex für Muslime verboten. Sogar Hände halten kann bestraft werden und von einer Verhaftung bis zur öffentlichen Auspeitschung führen. So will es die Scharia, das Gesetzbuch des Islams
Weil aber Männer im Iran auch bis zu vier Ehefrauen gleichzeitig haben dürfen und offenbar nicht treu sein können, haben findige Prostituierte ein Schlupfloch entwickelt, das sich unterdessen zu einem gesellschaftlichen Phänomen ausgeweitet hat: Sie bieten sich als temporäre Gattinnen an. Zwischen wenigen Minuten und mehreren Jahren kann eine solche Liaison dauern, hat die Webseite «Vocativ» recherchiert, die via Instagram und Chat-Räumen Zugang in diese Welt erhielt.
Fast wie Heiratsverträge
In einem «Heiratsvertrag» werden sämtliche Modalitäten festgehalten: Der Bräutigam, beziehungsweise Freier, bezahlt der Frau eine bestimmte Summe für eine bestimmte Zeit. Die Dauer der Verbindung variiert, in der Regel sind aber offenbar Kurzzeitehen üblich.
Die Frau sollte Muslimin sein, darf aber in keinem Fall daneben einen weiteren Ehemann haben. Nach Ende einer Heirat muss die Frau zwei Menstruationszyklen abwarten, bevor sie sich wieder vermählen darf.
Autos und zu wenige Frauen
Mittlerweile gibt es Webseiten, die potenzielle Paare zusammenbringen. Dort kann nach diversen Kriterien gesucht werden, bis hin zum Schleier-Status, der sagt, wie liberal sich eine Frau in der Öffentlichkeit kleidet.
Derzeit herrscht allerdings ein massives Ungleichgewicht bei den Geschlechtern. Auf der beliebten Seite «Hafezoon» stehen rund 10'000 weibliche Nutzer 100'000 Männern gegenüber. Der Mann kann sich deshalb attraktiver machen, indem er erzählt, wie teuer sein Auto war. Fahrzeuge sind im Iran ein wichtiges Statussymbol.
Die temporäre Ehe wird gemäss «Vocativ» nur von Shiiten praktiziert. Die Sunniten wehren sich dagegen und werfen den Shiiten vor, dadurch Prostitution unter dem Vorwand der Ehe zu praktizieren. Nebst dem Iran soll die temporäre Ehe derzeit auch im Irak an Beliebtheit gewinnen.