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Ukraine-Krise spitzt sich weiter zu
Johnson befürchtet den grössten Krieg seit 1945

Mit deutlichen Worten warnt der britische Premierminister Boris Johnson vor einer Eskalation des Ukraine-Konflikts. Die Lage in der Krisenregion selbst bleibt unübersichtlich und teilweise auch widersprüchlich.
Publiziert: 21.02.2022 um 14:52 Uhr
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Briten-Premier Boris Johnson warnte am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz vor dem schlimmsten europäischen Krieg seit 1945.
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Marco Latzer

Kriegsangst im Westen, Beschwichtigungen aus dem Osten. Die Situation rund um den Ukraine-Konflikt bleibt angespannt. Der britische Premierminister Boris Johnson (57) rechnet dagegen schon mit dem Schlimmsten. «Ich muss leider sagen, dass der Plan, den wir sehen, vom Ausmass her etwas ist, was wirklich der grösste Krieg in Europa seit 1945 sein könnte», äussert sich Johnson in einem BBC-Interview.

Er befürchte, dass Russland einen Vorfall inszenieren würde, um in einer Zangenbewegung die ukrainische Hauptstadt Kiew einzukreisen. Ein solches Vorhaben könnte mit Truppen aus den von Separatisten kontrollierten Gebieten in der Ostukraine und Belarus bewerkstelligt werden. Johnson bezeichnet Wladimir Putin (69) vor diesem Hintergrund als «irrationalen Akteur», der sich offensichtlich auch von internationalen Sanktionen nicht abschrecken lasse.

Johnson spricht Putin die Logik ab

«Wir müssen im Moment akzeptieren, dass Wladimir Putin möglicherweise nicht logisch denkt und das Desaster nicht sieht, das vor ihm liegt», so der Briten-Premier. Eine Entspannung der fragilen Situation deutet sich im Moment nicht an: In der Ostukraine häufen sich derzeit Verstösse gegen die ohnehin fragile Waffenruhe.

Gleichzeitig haben die abtrünnigen Volksrepubliken von Donezk und Luhansk ihre Bürger aufgefordert, auf russischem Territorium Zuflucht zu suchen. Laut Angaben der Separatisten seien dem Aufruf bislang rund 25'000 Personen nachgekommen, berichten russische Nachrichtenagenturen. Wegen der zu erwartenden Flüchtlingsströme sei über die Region um Rostow am Don zudem der Notstand verhängt worden.

Truppenabzug aus Belarus abgeblasen

Noch immer sollen sich laut westlichen Angaben rund 150'000 russische Soldaten in den Grenzregionen zur Ukraine befinden, 30'000 davon allein in Belarus. Diese werden entgegen Ankündigungen nun vorerst doch nicht abgezogen, wie der belarussische Verteidigungsminister Viktor Chrenin (60) gestern ankündigte. Es sei angesichts der Eskalation in der Ostukraine entschieden worden, die «Überprüfung der Kampfbereitschaft der Streitkräfte des Unionsstaates fortzusetzen».

Mögliche Invasionspläne werden von Russland vehement dementiert. «Wir sind bereit, den Weg der Verhandlungen zu gehen», so Wladimir Putin in der vergangenen Woche. Gestern vereinbarte er mit seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron (44) neue Gespräche. Beide Präsidenten seien ernsthaft besorgt wegen der «drastischen Verschlechterung der Lage», teilte der Kreml mit. Putin habe in dem Gespräch erneut die militärische Unterstützung des Westens für die Ukraine kritisiert.

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