Taliban-Gemetzel in der Primaschule:Sechs bewaffnete Männer sollen laut pakistanischen Medien in der Stadt Peschawar hunderte Schüler und Lehrer in ihre Gewalt gebracht haben.
Über 140 sollen laut Armeeangaben getötet worden sein, die meisten von ihnen Kinder. Auch Lehrer und Soldaten wurden bei dem Gefecht getötet. Das sagte Pervez Khattak, Chef der Provinzregierung in Peschawar, wie «Spiegel Online» berichtet. Etwa 130 weitere Menschen wurden bei dem Angriff der radikalislamischen Rebellengruppe verletzt.
Die Gefechte dauerten fast sieben Stunden, mittlerweile sind laut Polizeiangaben alle sechs Angreifer getötet worden.
Am Vormittag drangen die Bewaffneten mit den Gewehren im Anschlag über ein benachbartes Friedhofsgelände in das Schulgebäude ein. Augenzeugen berichten von mindestens zwei Explosionen, die sich auf dem Gelände ereignet haben sollen.
Laut einem Arzt im örtlichen Krankenhaus sind viele der Schüler durch Schüsse in den Kopf oder in die Brust getötet worden. Andere seien durch Selbstmordanschläge auf dem Spielplatz der Schule ums Leben gekommen, wie BBC berichtet.
«Sie haben sofort angefangen zu schiessen»
Die Taliban stürmten den Teil der Schule, in dem Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse unterrichtet werden. In der Aula seien gerade Prüfungen durchgeführt worden. Es handelt sich um eine Schule, die das pakistanische Militär betreibt, deshalb sind die meisten Schüler Kinder von Armeeangehörigen. Vielfach unterrichten dort die Frauen der Soldaten.
«Sie haben sofort angefangen, mit automatischen Waffen zu schiessen», sagte ein Schüler, der fliehen konnte. Andere Zeugen erzählten, dass die Killer in jedes einzelne Schulzimmer eingedrungen seine, um die Kinder zu töten.
Die Gruppe Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) hat sich zum Anschlag bekannt.
Taliban-Sprecher droht: «Das war nur der Vorgeschmack!»
Laut Newsweek Pakistan sagte Taliban-Sprecher Muhammad Khorasani, dass das Massaker eine Reaktion auf eine Militär-Offensive im Stammesgebiet von Nord-Waziristan sei. Bei dem Einsatz im unwegsamen Berggebiet an der Grenze zu Afghanistan wurden seit dem Sommer nach einer AFP-Zählung mehr als 1600 Rebellen getötet.
«Wir setzen Heckenschützen und Selbstmordattentäter ein», sagte er. «Sie haben den Befehl, die älteren Studenten zu töten und die Kinder am Leben zu lassen. Wir sind immer noch fähig solche grossen Angriffe durchzuführen. Das war nur ein Vorgeschmack!» Der TTP-Sprecher fügte hinzu: «Wir wollen, dass sie unseren Schmerz fühlen.»
Laut Experten ist das Massaker eine Verzweiflungstat der Taliban, die durch die pakistanische Armee und Drohnen-Angriffe der USA immer mehr zurückgedrängt werden. Unter einander sind die verschiedenen Gruppen allerdings stark zerstritten. Ein Sprecher der radikalen Islamisten sagte, auch Selbstmordattentäter seien unter der Gruppe gewesen. Mit der Attacke habe sich die Miliz für eine Offensive der Regierungstruppen rächen wollen.
Ministerpräsident Nawaz Sharif sprach von einer «nationalen Tragödie» und begab sich umgehend nach Peshawar. (kab/bih/lex/SDA)