Die erzkonservative Iranische TV-Moderatorin Azadeh Namdari (32) verbringt ihre Sommerferien in Europa. Fern der Heimat lässt sie die Verhüllung fallen, die sie im Fernsehen sonst als «Geschenk Gottes» bezeichnet. Und sie trinkt sogar Alkohol, wie Fotos beweisen, die im Berner Oberland aufgenommen worden sein dürften (BLICK berichtete).
Im streng muslimischen Iran gilt ein striktes Alkoholverbot. Bier, Wein oder Schnaps gelten aus religiösen Gründen als illegale Drogen. Wer beim Konsum erwischt wird, kriegt eine happige Busse – und im Wiederholungsfall gibt es sogar Peitschenhiebe.
Das heisst natürlich nicht, dass die Menschen im Iran nicht trinken. Der Schwarzmarkt floriert – und zu überrissenen Preisen ist praktisch alles erhältlich, was des Trinkers Herz begehrt. Viele Menschen brauen sich auch zu Hause etwas zusammen.
Razzien gegen Alkoholsünder
Immer wieder kommt es zu Razzien, weil Iraner zusammen Alkohol trinken. Dabei drückt die Polizei bei der christlichen Minderheit zwar ein Auge zu – gegenüber den muslimischen Staatsangehörigen werden Verstösse gegen das Verbot in der Regel jedoch nicht geduldet. «Unislamisches Verhalten» wird ihnen jeweils vorgeworfen.
Touristen ist es untersagt, Alkohol in den Iran einzuführen. Auch nicht für den Eigenbedarf. Wenn es unbedingt sein muss, ist es dank der Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der Iraner jedoch auch für Reisende nicht besonders schwierig, an Alkohol zu kommen.
60 Millionen Liter im Jahr
Dass viele Iraner trotz Verbot trinken, ist auch in der Politik ein Thema. Wie die Regierung des 80 Millionen Einwohner zählenden Landes 2016 bekannt gab, konsumieren die Iraner 60 Millionen Liter Alkohol im Jahr. Das ergab eine Studie des iranischen Sozial- und Arbeitsministeriums. Ob diese Angaben realistisch sind, ist umstritten. Gemessen an europäischen Ländern wäre der Alkoholkonsum im Iran damit trotz steigender Tendenz immer noch äusserst gering. (spt)