Türkischer Vizebotschafter Karagöz will Asyl in der Schweiz
Als BLICK ihn traf, war er noch Erdogans Sprachrohr

Nach dem Putschversuch im letzten Sommer verteidigte Volkan Karagöz die Politik des türkischen Präsidenten Erdogan. Nun hat sich das Regime gegen seinen Diplomaten gewandt.
Publiziert: 09.03.2017 um 13:23 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:09 Uhr
Eine Woche nach dem Putsch im Juli 2016 meldet sich Volkan Karagöz als Vertreter der türkischen Regierung in Bern zu Wort (Bild). Jetzt hat der Diplomat in der Schweiz Asyl beantragt.
Foto: Sermîn Faki
Sermîn Faki

Volkan Karagöz, die Nummer zwei der türkischen Botschaft in Bern, bittet um Asyl in der Schweiz. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, wurde er in die Türkei zurückbeordert und muss befürchten, dort im Gefängnis zu landen. Das Regime in Ankara beschuldigt ihn, die Gülen-Bewegung zu unterstützen. Präsident Recep Tayyip Erdogan macht die Bewegung für den Putschversuch vom letzten Sommer verantwortlich.

Für BLICK ist Karagöz kein Unbekannter. Kurz nach dem Putschversuch im Juli hatte Karagöz Schweizer Journalisten in die Botschaft geladen. Scharf beobachtet von türkischen Männern in schwarzen Anzügen – Botschaftsangestellte oder doch eher Geheimdienst? –, gab es Schwarztee, Guetsli und deutliche Einschüchterungsversuche.

Nervös beantwortete er die Fragen

Karagöz spielte das uneingeschränkte Sprachrohr von Erdogan. Monoton las er das vorbereitete Statement vor. Die Fragen von BLICK und anderen Journalisten beantwortete er deutlich nervös, immer wieder unterbrochen von weiteren Botschaftsangestellten. Trotz allem machte Karagöz unmissverständlich klar, dass die Regierung den Putschversuch für einen Terrorakt halte und ihn rächen werde. «Wir werden jetzt den Staat von Terroristen säubern», kündigte Karagöz an. 

Auch Gülen-Anhänger im Ausland würden zur Rechenschaft gezogen, so Karagöz. Das erstrecke sich auch auf die Schweiz: «Wenn es solide Beweise gibt, dass jemand Beziehungen zur Gülen-Terrororganisation hat, werden wir alle rechtlichen Mittel ausschöpfen», sagte er damals. «Davor muss sich jeder fürchten.» Es sieht ganz so aus, als habe ihn diese Drohung nun selbst eingeholt. Denn nun steht er selbst unter Verdacht, Gülens angeblicher Terrororganisation nahegestanden zu haben. 

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