Volkan Karagöz, die Nummer zwei der türkischen Botschaft in Bern, bittet um Asyl in der Schweiz. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, wurde er in die Türkei zurückbeordert und muss befürchten, dort im Gefängnis zu landen. Das Regime in Ankara beschuldigt ihn, die Gülen-Bewegung zu unterstützen. Präsident Recep Tayyip Erdogan macht die Bewegung für den Putschversuch vom letzten Sommer verantwortlich.
Für BLICK ist Karagöz kein Unbekannter. Kurz nach dem Putschversuch im Juli hatte Karagöz Schweizer Journalisten in die Botschaft geladen. Scharf beobachtet von türkischen Männern in schwarzen Anzügen – Botschaftsangestellte oder doch eher Geheimdienst? –, gab es Schwarztee, Guetsli und deutliche Einschüchterungsversuche.
Nervös beantwortete er die Fragen
Karagöz spielte das uneingeschränkte Sprachrohr von Erdogan. Monoton las er das vorbereitete Statement vor. Die Fragen von BLICK und anderen Journalisten beantwortete er deutlich nervös, immer wieder unterbrochen von weiteren Botschaftsangestellten. Trotz allem machte Karagöz unmissverständlich klar, dass die Regierung den Putschversuch für einen Terrorakt halte und ihn rächen werde. «Wir werden jetzt den Staat von Terroristen säubern», kündigte Karagöz an.
Auch Gülen-Anhänger im Ausland würden zur Rechenschaft gezogen, so Karagöz. Das erstrecke sich auch auf die Schweiz: «Wenn es solide Beweise gibt, dass jemand Beziehungen zur Gülen-Terrororganisation hat, werden wir alle rechtlichen Mittel ausschöpfen», sagte er damals. «Davor muss sich jeder fürchten.» Es sieht ganz so aus, als habe ihn diese Drohung nun selbst eingeholt. Denn nun steht er selbst unter Verdacht, Gülens angeblicher Terrororganisation nahegestanden zu haben.