Diese europäischen Länder greifen jetzt hart durch
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Massnahmen:Europa rüstet auf im Corona-Kampf

Tschechien, Italien, Irland
Diese europäischen Länder greifen jetzt hart durch

Angesichts der enorm steigenden Corona-Infektionen greifen mehrere europäische Länder jetzt zu schärferen Waffen im Kampf gegen die Pandemie. Die neuen Massnahmen kommen teils einem landesweiten Lockdown gleich.
Publiziert: 22.10.2020 um 09:47 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2020 um 11:24 Uhr
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Tschechien greift durch: Bürger sollen zuhause bleiben, Spaziergänge in Parks und Natur sind aber noch erlaubt. Die meisten Geschäfte müssen geschlossen bleiben
Foto: keystone-sda.ch

In Tschechien steigt die Zahl der Corona-Infizierten weiter sprunghaft an. Mit knapp 15'000 neuen Fällen innerhalb von 24 Stunden vermeldeten die Behörden am Donnerstag einen Tagesrekord. Insgesamt befinden sich mehr als 4400 Menschen im Krankenhaus in Behandlung.

In Tschechien sind seit Donnerstagmorgen, 6 Uhr, fast alle Geschäfte geschlossen. Ausgenommen sind etwa Lebensmittelgeschäfte und Apotheken. Zudem werden Ausgangsbeschränkungen verhängt: Die Bürger sollen das Haus oder die Wohnung nur noch verlassen, um zur Arbeit zu gehen, das Nötigste einzukaufen oder Arzt- und Familienbesuche zu erledigen. Im Land gilt bereits seit dem 5. Oktober der Notstand. Tschechien hat knapp 10,7 Millionen Einwohner, von denen sich insgesamt fast 194'000 mit dem Coronavirus angesteckt haben.

Auch der slowakische Regierungschef Igor Matovic schliesst nach einem Rekordzuwachs von 2202 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages einen Lockdown für sein Land nicht aus. Um einen ähnlich raschen Zuwachs der Fallzahlen wie im Nachbarland Tschechien zu verhindern, helfe womöglich nur mehr, «das ganze Land abzuriegeln». Eine Entscheidung soll am Donnerstag der nationale Corona-Krisenstab treffen. Die Zahl der Neuinfektionen lag bei 322 pro 100'000 Einwohner binnen 14 Tagen.

Irland verschärft erheblich seine Massnahmen. Dort gilt seit dieser Nacht für sechs Wochen die höchste von fünf Massnahmen-Stufen. Konkret bedeutet das: Wer kann, muss bis zum 1. Dezember in Irland daheim arbeiten. Geschäfte, die keine lebensnotwendigen Waren verkaufen, werden geschlossen. Treffen mit anderen Haushalten sind bis auf wenige Ausnahmen untersagt. Schulen bleiben geöffnet. Sport im Freien ist im Umkreis von fünf Kilometern erlaubt. In Irland wurden bislang etwa 52'000 Infektionen unter den etwa fünf Millionen Einwohnern registriert. Irland liegt, was die Neuinfektionen betrifft, im Mittelfeld (270), ist also längst nicht so schlimm betroffen wie Tschechien.

In Italien ist besonders die Region Lombardei betroffen. Wegen der stark steigenden Infektionszahlen dort gelten ab Donnerstagabend nächtliche Ausgangsverbote für die rund zehn Millionen Bürger. Zu der norditalienischen Region gehören auch Mailand und Bergamo. Die Menschen dürfen zwischen 23 Uhr und 5 Uhr ihr Haus nur noch aus wichtigem Grund wie Arbeit oder Krankheit verlassen. Insgesamt haben sich in dem Mittelmeerland bisher nachweislich fast 450'000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. In den ECDC-Statistiken steht Italien (172) noch einigermassen gut im europäischen Vergleich dar.

Spanien (ECDC-Wert: 347) durchbrach unterdessen die Marke von einer Million Corona-Infektionen. Seit dem Beginn der Pandemie seien 1'005'295 Menschen in dem Land mit 47 Millionen Einwohnern positiv auf das Virus getestet worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. In der Hauptstadt Madrid endet – trotz noch hoher Corona-Zahlen – am Freitag die von der Zentralregierung gegen den Willen der Regionalregierung angeordnete zweiwöchige Abriegelung. Die Stadt erwägt danach die Abschottung stark betroffener Stadtgebiete sowie eine nächtliche Ausgangssperre. Diese Möglichkeit wurde auch für ganz Spanien diskutiert. Allerdings müsste das Parlament dafür der Ausrufung des Notstandes zustimmen, was als unwahrscheinlich galt.

In Bulgarien ist seit Donnerstag das Tragen von Schutzmasken auch im Freien wieder Pflicht. Die im Land (ECDC: 136) heftig umstrittene Massnahme soll vorerst bis Ende November gelten.

Auch Polen verzeichnet eine Rekordzahl bei den Corona-Neuinfektionen. Innerhalb von 24 Stunden wurden 12 107 neue Fälle gemeldet, wie das Gesundheitsministerium in Warschau am Donnerstag mitteilte. In diesem Zeitraum kamen 168 Todesfälle in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung hinzu. Seit Beginn der Pandemie starben mehr als 4000 Menschen. Es wird erwartet, dass das ganze Land demnächst zur Roten Zone erklärt wird, wie die Nachrichtenagentur PAP unter Berufung auf Regierungssprecher Piotr Mueller berichtete. Damit gehen weitere Einschränkungen wie die Begrenzung von Versammlungen auf maximal zehn Personen einher. Pläne für landesweite Ausgangsbeschränkungen gebe es indes nicht, hiess es in Warschau. (SDA)

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