Sean Spicer, Sprecher des Weissen Hauses, hat sich mit einem Vergleich zwischen dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad und Adolf Hitler verrannt. Sogar jemand, der so «verabscheuungswürdig» gewesen sei wie Hitler, sei «nicht so tief gesunken, chemische Waffen zu verwenden», sagte Spicer am Dienstag in Washington.
Über die sechs Millionen Juden, die in den Gaskammern der Nazis ermordet wurden, setzte sich Spicer mit diesem Vergleich hinweg. Wenig später bemühte er sich jedoch um Klarstellung: «In keiner Weise habe er versucht, den entsetzlichen Charakter des Holocausts zu verharmlosen», erklärte der Sprecher von US-Präsident Donald Trump in einer knappen schriftlichen Mitteilung.
«Anne Frank Center» fordert Rücktritt
Das «Anne Frank Center» in New York warf dem 45-Jährigen vor, den Holocaust zu leugnen. «Sean Spicer verleugnet Hitlers Vergasung der Juden während des Holocousts. Mister President, feuern Sie Sean Spicer sofort», fordert die Organisation. «Sean Spicer mangelt es an der Integrität.»
Das «American Jewish Committee» nannte den Vorfall in einer Twitter-Nachricht unerhört und fordert eine Entschuldigung. Auch die Fraktionschefin der Demokraten, Nancy Pelosi, forderte Spicers Rückzug. «Während jüdische Familien in den USA das Pessach-Fest feiern, spielt der Sprecher des Weissen Hauses die Schrecken des Holocausts herunter», erklärte sie. Trump müsse sich von den Worten distanzieren.
Spicer hatte sich schon zuvor im Verlauf seines Presse-Briefings um eine Relativierung seines fragwürdigen historischen Vergleichs bemüht - sich dabei aber weiter verheddert. Hitler habe das Gas nicht «gegen seine eigenen Leute auf die gleiche Weise eingesetzt» wie Assad, sagte er. Allerdings: Unter den Opfern der Gaskammern waren auch hunderttausende deutsche und österreichische Juden.
Der US-Präsidentensprecher führte aus, während Hitler das Gas in den «Zentren des Holocaust» verwendet habe, habe Assad chemische Waffen in «das Zentrum der Städte abgeworfen». Mit seiner historischen Parallele wollte Spicer den US-Raketenangriff der vergangenen Woche gegen die syrische Luftwaffe begründen und den russischen Beistand für Assad verurteilen.
Spicer entschuldigt sich
Nach der heftigen Kritik entschuldigte sich Spicer. Er habe einen «unangebrachten und unsensiblen» Bezug zum Holocaust verwendet, sagte er gegenüber CNN. «Es war ein Fehler, das zu tun.»
Trump hatte den Raketenangriff als Antwort auf einen mutmasslich von den Assad-Truppen verübten Angriff mit dem Nervengas Sarin in der nordwestsyrischen Stadt Chan Scheichun angeordnet. Bei der mutmasslichen Gasattacke waren mehr als 80 Menschen getötet worden, darunter viele Kinder. (SDA/gru)