Dutzende Boeings müssen jetzt am Boden bleiben
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Nach Triebwerk-Explosionen
Dutzende Boeings müssen jetzt am Boden bleiben

In der Nähe der US-Stadt Denver sind am Wochenende Teile eines Triebwerks explodiert. Wie durch ein Wunder kann die Boeing 777 trotzdem landen. In den Niederlanden werden bei einem ähnlichen Zwischenfall Menschen verletzt. Nun müssen Dutzende Maschinen am Boden bleiben.
Publiziert: 21.02.2021 um 01:23 Uhr
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Aktualisiert: 26.02.2021 um 09:05 Uhr
Ein Teil, das eigentlich zu einem Flugzeug gehört.
Foto: Keystone
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Nach dem Triebwerksausfall einer Boeing 777 unweit von Denver im Bundesstaat Colorado hat die US-Luftfahrtbehörde FAA Konsequenzen angekündigt. Maschinen dieses Typs, die mit bestimmten Triebwerken von «Pratt & Whitney» ausgestattet seien, sollten verstärkt und sofort überprüft werden, teilte FAA-Chef Steve Dickson mit und kündigte eine entsprechende Notfall-Richtlinie an. «Dies wird wahrscheinlich bedeuten, dass einige Flugzeuge aus dem Verkehr gezogen werden müssen.» Die Zahl der Inspektionen solle erhöht werden.

Boeing teilte mit, man empfehle, den Betrieb der 69 in Betrieb befindlichen und 59 eingelagerten 777-Maschinen mit «Pratt & Whitney 4000-112»-Triebwerken auszusetzen, während die Untersuchung der unabhängigen US-Verkehrsbehörde NTSB laufe.

Zuvor regneten am Samstag in Broomfield, einer 56'000-Seelen-Stadt im US-Bundesstaat Colorado, Trümmerteile vom Himmel. Teile eines Flugzeugs stürzen in mehrere Wohngebiete. Darunter die praktisch unversehrte Einlauflippe des Triebwerks. Die hat einen Durchmesser von rund dreieinhalb Metern.

Das Riesenteil krachte vor einem Haus in die Erde und beschädigt die Mauer. Ein gleich daneben parkierter Truck blieb unversehrt. Später verbreitete sich auf Twitter ein dramatisches Video von der Landung des Flugzeugs in Denver – die Passagiere jubeln und klatschen vor Erleichterung. Es tauchten auch Videos auf, die ein brennendes Triebwerk zeigen. Der Nachrichtensender CNN spielte zudem eine Aufnahme des dramatischen Moments ab, in dem der Pilot des Flugzeugs das Notsignal «Mayday» absetzte.

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«Das Flugzeug begann heftig zu schütteln, und wir verloren an Höhe und begannen zu sinken», sagte der Passagier David Delucia zu Journalisten. Er sass direkt gegenüber der Flügelseite mit dem ausgefallenen Triebwerk. «Gleich als es passierte, dachte ich, wir seien erledigt. Ich dachte, wir stürzen ab.» Ähnlich überrascht über die glückliche Wende äusserte sich Rachel Welte, Sprecherin der Polizei in Broomfield. «Ich bin ehrlich gesagt schockiert», sagte Welte. Es sei «erstaunlich», dass in dem Ort nach ersten Erkenntnissen niemand durch Trümmerteile verletzt worden sei.

Anwohner flüchten in Sicherheit

Der Anwohner Kieran Cain erzählte CNN, dass er mit seinen Kindern in der Schule spielte, als sie einen lauten Knall im Himmel hörten: «Wir sahen das Flugzeug über uns, wir hörten die grosse Explosion, da war schwarzer Rauch am Himmel», so Cain.

«Trümmer fingen an zu regnen, die irgendwie so aussahen, als würden sie herunterschweben und nicht sehr schwer sein. Aber wenn man sich das jetzt anschaut, sind es riesige Metallteile überall.» Er sei «überrascht» gewesen, «dass das Flugzeug ohne Unterbrechung weiterflog, ohne seine Flugbahn zu ändern oder irgendetwas zu tun. Es flog einfach so weiter, als ob nichts passiert wäre.» Cain und seine Kinder suchten Schutz unter einem Vordach, als die Trümmer vom Himmel regneten.

Der Ortsbewohner Kirby Klements erzählte der «Denver Post», er habe mit seiner Frau im Wohnzimmer gesessen und Zeitung gelesen, als es einen lauten Knall gegeben habe. Erst habe er gedacht, dass es sich um ein Teil eines Trampolins gehandelt habe. Als er rausgegangen sei, habe er sofort erkannt, dass ein Fragment des Triebwerks eines Flugzeugs in seinem Vorgarten gelandet sei. «Es regnete eine Menge Trümmer vom Himmel», so Klements.

Auf dem Weg nach Honolulu

Die US-Luftfahrtbehörde FAA teilte auf Anfrage mit, dass das rechte Triebwerk des Flugzeugs kurz nach dem Start in Denver ausgefallen sei. Die Boeing 777 von United Airlines sei auf dem Weg nach Honolulu gewesen. Der Vorfall werde untersucht.

Nach Angaben der Airline waren 231 Passagiere und zehn Crew-Mitglieder an Bord. Es gebe keine Berichte über Verletzte. Auf Fotos der Polizei war zu sehen, dass ein grosses Flugzeugteil im Vorgarten eines Hauses gelandet war. Weitere Teile stürzten auf einen Sportplatz.

Flugzeug verliert Triebwerksteile auch in Maastricht

Ein ähnlicher Zwischenfall ereignete sich ebenfalls am Samstag in den Niederlanden: Herabstürzende Flugzeugteile eines Boeing-747-Frachters verletzten dort zwei Menschen. Minuten nach dem war ein Feuer in einem der vier Triebwerke der Maschine aus ausgebrochen, wie die Polizei in Maastricht mitteilte.

Dabei fielen im Norden von Maastricht einige Metallteile des Triebwerks auf die Erde. Mehrere Autos und Häuser wurden demnach beschädigt. Eine ältere Frau wurde am Kopf getroffen und musste im Krankenhaus behandelt werden. Auch ein Kind wurde den Angaben zufolge leicht verletzt und erlitt Brandwunden, als es Trümmerstücke vom Boden aufheben wollte. (kes/SDA)

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