«Warteten sechs Stunden in der Hitze»
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Touristen aus Bayern:«Warteten sechs Stunden in der Hitze»

Trubel um Papst-Begräbnis hat unangenehme Folgen für Römer
«Ich musste zwei Stunden lang einen Parkplatz suchen»

Rom erwartet über eine Million Menschen zur Beerdigung von Papst Franziskus und zum Heiligen Jahr 2025. Die Stadt ist vorbereitet, doch die Parkplatzsituation wird eine Herausforderung. Die Römerinnen und Römer aber bleiben gelassen.
Publiziert: 25.04.2025 um 10:28 Uhr
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Aktualisiert: 25.04.2025 um 11:01 Uhr
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Die Masse der Menschen, die dem Papst die letzte Ehre erweisen wollen, ist gewaltig.
Foto: imago/Pixsell

Darum gehts

  • Rom erwartet Menschenmassen für Papst-Beerdigung und Heiliges Jahr 2025
  • Römer nehmen Touristenansturm gelassen, Parkplatzsituation wird zum Problem
  • 200'000 Teilnehmer für Trauerfeier, über eine Million Menschen in der Stadt erwartet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin MeulReporter News

Je näher man dem Petersplatz kommt, desto grösser wird das Gedränge. Schon am Donnerstag, zwei Tage vor dem Begräbnis von Papst Franziskus, hat man das Gefühl: Der Vatikan und Rom platzen aus allen Nähten. Wie soll das erst am Samstag werden?

Anlässlich der Beerdigung von Papst Franziskus werden für die eigentliche Trauerfeier auf dem Petersplatz etwa 200'000 Teilnehmer erwartet. Die Behörden rechnen aufgrund des gleichzeitig stattfindenden Heiligen Jahres 2025 aber mit einer Gesamtzahl von über einer Million Menschen in der Stadt.

Selbst für die an Touristen gewöhnten Römer ist das eine Ausnahmesituation. Doch die Einheimischen nehmen die Massen gelassen hin. 

Parkplätze als Hauptproblem

Luca (24) arbeitet als Rezeptionist in einem Hotel, gerade einmal 500 Meter von Vatikan entfernt. Das Haus ist ausgebucht, selbstredend. «Klar haben wir diese Tage viel zu tun, die Gäste müssen sich zurechtfinden, viele Restaurants sind ausgebucht. Da gibt es viele Fragen an die Rezeption», sagt der junge Mann zu Blick. Doch seine Stadt sei gut auf die Massen vorbereitet, denn mit vielen Touristen und Gläubigen habe man ohnehin gerechnet. Der Grund: das heilige Jahr 2025. 

Ein solches Jubeljahr findet alle 25 Jahre statt. Pilger aus aller Welt sind dann zu spiritueller Erneuerung eingeladen. Im Jubeljahr 2025, das unter dem Motto «Pilger der Hoffnung» steht, sind Millionen Gläubige zur Pilgerreise nach Rom aufgerufen. Dort können sie durch das feierliche Durchschreiten der heiligen Pforten in den vier grossen Basiliken einen vollkommenen Ablass ihrer Sünden erlangen. Papst Franziskus wollte das Jubeljahr als Zeichen der Hoffnung und des Friedens in einer von Krisen geprägten Welt gestalten. «So gesehen war die Stadt schon vor dem Tod des Papstes voll», sagt Luca. 

Wegen der Beerdigung des Papstes reisen nun auch viele Italiener nach Rom. «Und die kommen nicht mit dem Flugzeug oder Zug, sondern mit dem Auto», erklärt Luca. Die Folge: die ohnehin schon schwierige Parkplatzsituation in Rom wird zum Desaster. «Heute Morgen vor der Arbeit musste ich zwei Stunden einen Parkplatz suchen. Das ist schon nervig», sagt Luca. Doch er nimmt es mit Humor. «Immerhin haben wir Römer ein Sprichwort für solche Situationen. ‹Succede solo quando muore il Papa› – Das passiert nur, wenn der Papst stirbt.»

«Das letzte Mal war es schlimmer»

Die Ruhe selbst ist auch Fiona. Sie arbeitet für die Stadtreinigung von Rom, fegt gerade die Strasse. Die vielen Touristen stören sie nicht. «Es ist ein ganz normaler Tag», sagt sie. An die vielen Touristen sei man in Rom gewöhnt. «Ein paar mehr machen da nicht viel aus.»

Die Stadt wisse mit dem Trubel umzugehen. «Ausserdem war es das letzte Mal viel schlimmer», sagt Fiona. Mit dem letzten Mal meint sie den Tod von Papst Johannes Paul II. im Jahr 2005. «Da war die Stadt wirklich am Limit», sagt sie. «Im Vergleich dazu ist es jetzt schon fast ruhig.» 

Antonella, die Kulturbotschafterin

Ein paar Meter weiter ist Antonella (38) voll im Schuss. Sie arbeitet in einer typischen römischen Bar. «Ist doch schön, dass so viele Menschen herkommen, um dem Papst die letzte Ehre zu erweisen», sagt sie. 

Der zusätzliche Stress macht ihr nichts aus. «Die Leute sind hungrig und durstig, da muss es schnell gehen. Ich gebe mein Bestes und bleibe ruhig.»

Gleichzeitig versucht Antonella, Botschafterin der italienischen und römischen Kultur zu sein. Mit einem Cappuccino am Nachmittag kann sie noch leben. Eigentlich gilt in Italien das ungeschriebene, aber sehr ernste Gesetz, dass Cappuccino nur bis etwa 11 Uhr vormittags getrunken wird. «Diese Regel lege ich den Touristen aber grosszügig aus. Nur wenn jemand Carbonara mit heisser Schoggi bestellt, schreite ich ein. Das geht einfach nicht, das tut in der Seele weh», sagt die Frau und lacht lauthals. Die Carbonara gilt als die römische Pasta, dazu gibt es in der Regel Wein oder Wasser. «Ein bisschen Kulturerziehung schadet nie», sagt Antonella. 

Dann geht es für sie auch schon wieder weiter zum nächsten Tisch. Die Römer scheinen gut mit dem Sturm der Touristen auf ihre Stadt klarzukommen. Auch wenn es aktuell noch etwas mehr sind, als gewöhnlich. 

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