In Berlin hilft die Bundeswehr bei der Nachverfolgung von Corona-Infektionsketten. Doch der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg sperrt sich dagegen, obwohl die Anzahl Neuinfektionen besonders hoch ist. Der Grund: Aus ideologischen Gründen will die linke Bezirks-Regierung kein Militär.
Das macht führende Politiker fassungslos. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (58, CDU) reagiert verärgert über die Regierung, die sich aus Grüne, Linke und SPD zusammensetzt. Das berge die Gefahr, eine Verschärfung der Lage für ganz Berlin zu riskieren, sagte die CDU-Chefin dem «Tagesspiegel». Überall sonst werde die Hilfe der Soldatinnen und Soldaten dankbar angenommen.
Verwunderter Gesundheitsminister
Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (40, CDU) kritisiert die Weigerung des Bezirks. In den Gesundheitsämtern kämen bei steigenden Infektionszahlen die Beschäftigten irgendwann an ihre Belastungsgrenzen. Deswegen würde der Bund unter anderem mit Bundeswehrsoldaten Hilfe leisten. Spahn: «Es wundert da schon, wenn in Berlin-Friedrichshain dann ein Gesundheitsamt aus ideologischen Gründen mitten in der Pandemie keine Hilfe von der Bundeswehr will.»
In Friedrichshain-Kreuzberg leben rund 290'000 Einwohner. Es gibt bisher 1395 bestätigte Corona-Infektionen. Die Zahl der Infektionen pro 100'000 Einwohner an den vergangenen sieben Tagen liegt nur knapp unter dem kritischen Wert 50, bei dem eine Region als Risikogebiet eingestuft wird. (gf)