Laboruntersuchungen liefern neue Beweise
Frankreich gibt Assad die Schuld für Giftgas-Angriff

Publiziert: 07.04.2017 um 03:38 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:53 Uhr

Als Vergeltung für einen mutmasslichen Giftgasangriff haben die USA einen Luftwaffenstützpunkt in Syrien attackiert. Nach Angaben des Pentagons wurden 59 Raketen des Typs Tomahawk von Kriegsschiffen im Mittelmeer aus abgeschossen. Laut Medienberichten wurden beim Angriff mehrere Menschen getötet. Der Luftwaffenstützpunkt sei schwer beschädigt.

US-Präsident Donald Trump sagte am späten Donnerstagabend (Ortszeit), er habe den Luftschlag angeordnet. Er sprach von einem Akt der Verteidigung nationaler Sicherheitsinteressen. Mit dem Giftgasangriff vor wenigen Tagen habe Syrien seine internationalen Verpflichtungen und UNO-Resolutionen verletzt.

«Langsamer und brutaler Tod für so viele»

Von dem nun ins Visier genommenen Flugplatz sei vor wenigen Tagen ein Angriff mit Giftgas auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Chan Scheichun ausgegangen, sagte Trump am Rande eines Treffens mit Chinas Staatschef Xi Jinping in Florida. Syriens Präsident Baschar al-Assad sei für den Einsatz von Nervengas gegen seine eigene Bevölkerung verantwortlich.

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US-Satelitenaufnahmen zeigen den attackierten Al-Shayrat-Flugplatz.
Foto: EPA

«Es war ein langsamer und brutaler Tod für so viele. Selbst wunderschöne Babys wurden bei dieser barbarischen Attacke grausam ermordet», warf Trump Assad vor. «Ich rufe heute alle zivilisierten Nationen auf, sich uns anzuschliessen.» Das Blutvergiessen in Syrien müsse beendet werden. Alle bisherigen Massnahmen hätten Assad aber nicht zum Umdenken veranlasst.

Bei dem mutmasslichen Giftgasangriff waren Aktivisten zufolge mehr als 80 Menschen ums Leben gekommen. Assad hatte die Verantwortung für den Angriff zurückgewiesen.

Im Visier: Flugzeuge, Infrastruktur und Treibstofflager

Der US-Angriff erfolgte in den frühen Morgenstunden in Syrien. Im Visier seien unter anderem Flugzeuge, Start- und Landebahnen sowie Treibstofflager gewesen, sagte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums. Die USA hätten Russland vorab über den Angriff informiert. Aus Moskau gab es zunächst keine Reaktion auf den Angriff.

Das Pentagon veröffentlichte Videomaterial, das den Abschuss der Tomahawk-Raketen von US-Zerstörern zeigen soll. Die Raketen gelten als präzise. Das US-Militär sprach nach ersten Einschätzungen von erheblichen Schäden. Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums bezeichnet den Angriff als «einmalige Massnahme». Es gebe derzeit keine Pläne für eine Eskalation.

Noch keine Angaben zu Verletzten

Nach Angaben des Gouverneurs von Homs wurden beim Angriff Menschen getötet. «Es gibt Märtyrer, aber wir haben noch keine Bilanz der Märtyrer und Verletzten», sagte Talal Barasi der Nachrichtenagentur AFP. Auf dem Stützpunkt Al-Schairat nahe der Stadt Homs in Zentralsyrien seien mehrere Feuer ausgebrochen, die noch nicht unter Kontrolle seien.

Im Staatsfernsehen sagte Barasi, die Politik der syrischen Regierung werde sich nicht ändern. «Diese Angriffe waren nicht die ersten und ich glaube auch nicht, dass sie die letzten sein werden.» Sie würden Extremisten wie der Terrormiliz Islamischen Staat (IS) nützen. Die syrische Opposition lobte den US-Angriff auf den Flugplatz als «sehr wichtige Reaktion».

Erster US-Eingriff in Bürgerkrieg

Es war das erste Mal, dass die USA in dem seit sechs Jahren andauernden Bürgerkrieg die syrischen Regierungstruppen attackierten, bisher hatten sie sich auf den Kampf gegen den IS konzentriert. US-Aussenminister Rex Tillerson erhob nach dem Luftangriff schwere Vorwürfe gegen Russland. Moskau habe in seiner Verantwortung versagt. Er verwies auf Zusagen Russlands, chemische Waffen in Syrien zu sichern und zu zerstören.

Der UNO-Sicherheitsrat hatte sich zuvor bei einer Sondersitzung in New York erneut nicht auf eine neue Syrien-Resolution verständigen können. Russland warnte die USA vor «negativen Konsequenzen» bei einem militärischen Eingreifen. «Alle Verantwortung bei einer militärischen Aktion liegt auf den Schultern von denen, die diese fragwürdige und tragische Unternehmung beginnen», sagte der stellvertretende russische UNO-Botschafter Wladimir Safronkow vor Journalisten im UNO-Hauptquartier in New York. (SDA/red)

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