Bei Kollegen soll Andreas B. (44) als engagiert und besonnen gegolten haben, schreibt die Zeitung «Bild». Der Anästhesist, der Oberarzt auf der Intensivstation des Essener Uniklinikums war, sitzt nun aber seit Mittwoch hinter Gittern. Er soll zwei schwerkranken Covid-19-Patienten tödliche Injektionen verabreicht haben, so der schlimme Verdacht. Die Opfer waren Männer im Alter von 47 und 50 Jahren.
Ein Ermittlungsrichter hat einen Haftbefehl wegen Totschlags gegen den Arzt erlassen. Die Behörden informierten am Freitag. Offenbar habe Andreas B. in einem Fall gestanden. Der Arzt habe bei der Befragung gesagt, er habe dem Patienten und seinen Verwandten weiteres Leid ersparen wollen.
Mitarbeiter schalteten die Polizei ein
Konnte Andreas B. die ausweglose Situation seiner Patienten nicht mehr ertragen? «Es muss ein Weckruf sein – wie dramatisch es aktuell aussieht, dass selbst erfahrene Mediziner offenbar so verzweifelt sind», sagt ein Arzt des Universitätsklinikums Essen, der anonym bleiben will, zur «Bild».
Am 13. November soll Dr. Andreas B. die erste todbringende Spritze gesetzt haben, vier Tage später die zweite. Mitarbeiter der Intensivstation schöpften Verdacht und schalteten die Polizei ein. In einem Fall hat der Anästhesist noch die Angehörigen des Patienten informiert, dass es zu Ende gehe.
Arzt wurde suspendiert
Ein Kollege des Verhafteten relativierte denn auch: «Sein Handeln ist ganz klar strafbar, aber vermutlich kein Vergleich mit den Fällen, bei denen Patienten einfach mal so aus Geltungssucht aus dem Leben gespritzt wurden.»
Die Essener Uniklinik gilt als eine der besten Deutschlands, selbst aus dem Ausland werden schwerstkranke Corona-Patienten nach Essen geflogen. Andreas B. wurde von der Uniklinik suspendiert. Die Polizei prüft nun, ob es noch mehr Fälle gibt. (ct)