Die Entscheidung ist so schwer, dass sie Eltern nicht zugemutet werden kann: Welches ihrer Kinder sollen sie retten, wenn sie nur einem helfen können? Mit dieser grausamen Frage sind Michael und Johanne Wagner aus dem kanadischen Ontario konfrontiert. Sie haben neun Kinder. Darunter Zwillingsmädchen aus einem vietnamesischen Waisenhaus, die sie vor zwei Jahren adoptierten. Binh und Phuoc sind mittlerweile drei Jahre alt. Und sie leiden am Alagille-Syndrom – einem Gen-Defekt, der die Funktion der Leber schwächt.
Bei der Adoption wurden die Eltern über die Krankheit informiert. Sie wussten aber lange nicht, wie schlimm sie wirklich ist. Beide Mädchen sind dem Tod geweiht, wenn sie nicht bald ein neues Organ erhalten. Trotz intensiver Suche fand sich bisher nur ein Spender mit geeigneter Leber: Adoptivvater Michael. Doch er kann mit einem Teil seiner Leber nur einer seiner kleinen Töchter helfen. Aber welcher? Und welche soll er sterben lassen?
Die Zeit drängt: In einem Monat muss operiert werden. In ihrer Verzweiflung haben die Eltern die Suche nach einem weiteren Spender auf Facebook ausgedehnt. Bleibt sie erfolglos, müssen die Ärzte entscheiden. «Wir können das auf gar keinen Fall selber», sagte Mutter Johanne Wagner gegenüber der «Canadian Press».