Todesfahrer von Steve Lee spricht exklusiv im SonntagsBlick
«Ich habe einen Menschen getötet. Es tut mir unendlich leid»

Edwin J. Zuk ist Schuld am Tod von Steve Lee. Den Unfall wird sich der 27-jährige Trucker niemals verzeihen.
Publiziert: 17.10.2010 um 12:35 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:36 Uhr
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Von Jessica Francis

Eine kleine Stadt im Nordosten Amerikas. Bartlett, ein typischer amerikanischer Vorort mit 50‘000 Einwohnern, rund 60 Kilometer nordwestlich von Chicago im Bundesstaat Illinois.

Im Villa Olivia Country Club ausserhalb des Zentrums schlagen Golfer ihre Bälle, haben Spass. Sie ahnen nicht, dass wenige Strassen weiter ein junger Mann die schlimmste Zeit seines Lebens durchmacht.

Es ist Edwin J. Zuk. Der 27-jährige Trucker verbarrikadiert sich seit fast zwei Wochen in dem Reihenhaus in einem gepflegten Wohngebiet, in dem er mit seinen Eltern lebt. Über das Furchtbare sprach er bisher nur mit ihnen.

Sein Auto steht unberührt in der Einfahrt. Er traut sich nicht mehr auf die Strasse. Noch vor kurzem spulte Zuk jeden Tag Hunderte von Kilometern am Steuer eines der riesigen Lastwagen der Transportfirma KLC Global Services Ltd aus Elk Grove Villa ab, kreuz und quer durch die USA.

Er liebte seinen Job. Doch dann passierte ihm das, was ein Trucker in seinen schlimmsten Träumen nicht erleben möchte: Edwin J. Zuk hat einen tödlichen Unfall verursacht.

Auf der Interstate 15 zwischen Mesquite und Las Vegas verlor er die Kontrolle über seinen Truck. Beim Unfall kam Steve Lee ums Leben. Seither hat er sich eine Auszeit genommen, Schuldgefühle plagen ihn.

Der Trucker ist am Boden zerstört

Knapp zwei Wochen nach dem Horror-Crash redete der Todesfahrer vergangenen Freitag mit SonntagsBlick. «Dass ich einen Menschen getötet habe, ist schrecklich. Auch wenn ich es nicht mit Absicht getan habe: Wegen mir hat ein Mensch sein Leben verloren. Das tut mir unendlich leid.»

Zuk ist am Boden zerstört, kann nicht verstehen, warum es so geschehen musste. «Als Trucker drehst du jeden Tag den Zündschlüssel um und hoffst, dass du keinen Unfall baust», erzählt er.

Die grässlichen Bilder vom Unfall gehen ihm nicht mehr aus dem Kopf. «Das Opfer lag reglos am Boden, jemand versuchte, den Mann zu reanimieren. Doch es hat nichts genützt.»

«Ich will mich bei den Angehörigen entschuldigen»

Steve Lee starb noch am Unfallort, wo seine Partnerin Brigitte Voss-Balzarini den verzweifelten Trucker später in die Arme schloss und ihm verzieh. Unter Schock habe er sich das Leben nehmen wollen, wird sie im Interview mit BLICK sagen, dass sie für den Fahrer betet und möchte, dass es ihr die Gotthard-Fans gleichtun.

Zuk bekam von dem Aufruf nichts mit. «Ich habe im Internet den Namen des Mannes gesucht, der wegen mir sein Leben lassen musste. Ich will mich bei den Angehörigen entschuldigen, ihnen mein Beileid aussprechen. Doch die Polizei hat mir den Kontakt verweigert.»

Seine Mutter war es, die schliesslich las, dass es sich beim Opfer um einen berühmten Schweizer Rocksänger handelt. Dass Steve Lee berühmt war, macht für Zuk jedoch keinen Unterschied: «Ein Mensch hat sein Leben verloren und seine Angehörigen einen lieben Menschen. Das ist grauenhaft.»

«Ich muss lernen, mit diesen Schuldgefühlen zu leben»

Solange der Unfall nicht offiziell aufgearbeitet ist, will Zuk sich nicht zeigen, er möchte weder ein Foto von sich herausgeben noch mehr über die Katastrophe sagen. Trotzdem ist er froh, zu hören, dass die Schweiz für ihn betet.

«Ich hatte Angst, dass mich die Menschen hassen für das, was ich getan habe. Ich habe grossen Respekt vor der Witwe von Steve Lee und danke ihr, dass sie mir verziehen hat.»

Ob er sich selbst je verzeihen kann, das wagt Zuk nicht vorherzusagen. «Ich muss lernen, mit diesen Schuldgefühlen zu leben. Auch wenn es mein grösster Wunsch ist – ich kann das Geschehene nicht rückgängig machen.»

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