Die Diskussionen rund um den britischen Impfstoff Astrazeneca gehen in Deutschland in eine neue Richtung. Frauen werfen den Gesundheitspolitikern im Netz Sexismus vor. Damit kritisieren sie den verfügten Astrazeneca-Impfstopp, weil bei sechs von einer Million Geimpften eine seltene Form von Thrombose aufgetreten ist. Noch ist unklar, ob die Erkrankung überhaupt durch die Impfung ausgelöst wurde.
Katharina Barley (51), Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, schreibt auf Twitter: «Übrigens: Die neueste Generation der Antibabypille hat als Nebenwirkung Thrombosen bei 8-12 von 10'000 Frauen. Hat das bisher irgendwen gestört?» Das Risiko ist dabei also bis zu 200 Mal höher. Im Unterschied zum Impfstoff steht die Erkrankung hier im direkten Zusammenhang mit der Einnahme, wie die Plattform «Funk» auf Instagram erklärt.
Entscheidung sei diskriminierend für Frauen
Viele Frauen, Feministen und Feministinnen melden sich ebenfalls wütend zu Wort. Darunter auch die Journalistin Pola Sarah Nathusius. Sie hält die Entscheidung für diskriminierend: «Lustig, wie alarmierend Thrombose auf einmal ist, wenn sie auch Männer betrifft. Hust Hust.»
Fabio de Masi (41), stellvertretender Vorsitzender der Fraktion Die Linke, schreibt auf Twitter:
Die Autorin Sophie Passmann (27) verpasst ihrer Kritik an der Entscheidung einen ironischen Unterton: «Oh man Leute, dieser Thrombose-Vergleich tut so, als könne man Astrazeneca und die Pille in Relation setzen, aber bei der Pille geht es eben nur um Frauen und beim Impfstoff auch um richtige Menschen.»
Der Politiker Christopher Lauer (36), schliesst sich dem an:
«Ich halte das für einen Fehler»
Aber auch Karl Lauterbach (58), Mediziner und Abgeordneter im Deutschen Bundestag, schreibt über den Impfstopp: «Auf der Grundlage der vorliegenden Daten halte ich das für einen Fehler.» Er fände eine Prüfung des Impfstoffes ohne Aussetzung sinnvoller. Denn: die Erstimpfungen des Astrazeneca-Impfstoffes seien in der aktuellen Anbahnung der dritten Welle ein Lebensretter. (aua)