Tegnell trotz hoher Corona-Zahlen wieder optimistisch
«Im Mai wird es besser!»

Bringt der kommende Monat die Corona-Wende? Schwedens Staatsepidemiologe Anders Tegnell glaubt daran – obwohl sein Land aktuell doppelt so hohe Fallzahlen hat wie die Schweiz.
Publiziert: 26.04.2021 um 15:29 Uhr
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Aktualisiert: 26.04.2021 um 16:27 Uhr
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Freut sich auf Mai: Schwedens Staatsepidemiologe Anders Tegnell.
Foto: imago images/TT
Fabienne Kinzelmann

Die Lage in Schweden ist mies. Bereits vor zwei Wochen lagen in dem Land mehr Menschen mit Covid-19 auf den Intensivstationen als während der zweiten Welle im Herbst. Aktuell verzeichnet das Land mit 54 Fällen pro 100'000 Einwohnern (7-Tage-Schnitt) nach Zypern die zweithöchsten Fallzahlen Europas und damit mehr als doppelt so viele Fälle wie die Schweiz (23 pro 100'000).

Trotzdem glaubt Anders Tegnell (65) an eine rasche Verbesserung der Lage. «Im Mai wird es sicherlich besser», hofft der schwedische Staatsepidemiologe in der Zeitung «Expressen». Er sei sich zwar unsicher, wie «dramatisch» sich die Impfkampagne auf die Fallzahlen auswirke. Die Ausbreitung des Coronavirus hänge jedoch «offensichtlich» von den Jahreszeiten ab. Der Frühling mit höheren Temperaturen und mehr Sonnenlicht könne sich positiv auswirken.

Das allein reiche jedoch noch nicht. «Es hat auch viel damit zu tun, wie wir leben. Wenn wir mehr Zeit im Freien verbringen und Abstand halten, kann dies sehr wichtig sein», sagte Tegnell mit Blick auf den kommenden Monat.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Hoffnungen des Staatsepidemiologen auf Mai richten. Auch im vergangenen Jahr hatte Tegnell hoffnungsfroh auf den Wonnemonat verwiesen. Dann könnte das Land bereits Herdenimmunität erreichen, frohlockte Tegnell im April 2020. Es kam bekanntlich anders.

Gesundheitsministerin warnt vor Übermut

Tegnells Hoffnungsbotschaft dürfte nicht überall gut ankommen. «Lassen Sie mich eines betonen: Wir können nicht leben, als wäre die Pandemie bereits vorbei», hatte die schwedische Gesundheitsministerin Lena Hallengren (47) erst am vergangenen Mittwoch eindringlich gewarnt. An mehreren Stellen im Gesundheitswesen würden mehr Menschen betreut als jemals zuvor in der Pandemie. Das Gesundheitssystem könne die Last nicht mehr lange tragen.

Hallengren mahnte zur Vorsicht: «Die Infektionsrate wird nicht von selbst sinken. Denken Sie daran, dass Covid-19 so schwerwiegend sein kann, dass nicht einmal die Intensivpflege hilft – selbst für diejenigen, die keine Vorerkrankungen haben. Jetzt müssen sich Sie, ich und alle anderen neu anstrengen, den Massnahmen zu folgen.»

Hilft gutes Wetter gegen Corona?

Auch die Corona-Impfung dürfte keine allzu schnelle Erleichterung bringen. Die bisherigen Erfahrungen – etwa aus Israel – zeigen, dass sich die Situation erst ab einer Impfquote von mehr als 50 Prozent deutlich entspannt. Mit rund 28 verteilten Impfdosen pro 100 Personen und 7% vollständig Geimpften steht Schweden ähnlich da wie die Schweiz (rund 26 Dosen/100 Einwohner und 9,8% vollständig Geimpfte). Anders Tegnell selbst hat sich vergangene Woche mit Astrazeneca impfen lassen.

Experten sind sich einig, dass wärmere Temperaturen zu einer Eindämmung des Virus beitragen können – allerdings vor allem, weil sich die Menschen weniger in geschlossenen Innenräumen treffen, wo das Infektionsrisiko besonders hoch ist.

Trotz milderer Temperaturen blieben etwa weder Südafrika noch Brasilien von der Pandemie verschont. Und auch in der indischen Metropole Delhi, wo das Coronavirus in diesen Wochen besonders wütet, liegen die Temperaturen aktuell bei 40 Grad.

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