Tahrir-Platz verliert Unschuld
Sex-Attacke auf französische Journalistin

Erneut ist auf dem Platz in Kairo eine Journalistin vor laufender Kamera sexuell belästigt worden.
Publiziert: 22.10.2012 um 20:45 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2018 um 08:12 Uhr

Der Tahrir-Platz in Kairo gilt als symbolträchtiges Zentrum der Revolution in Ägypten – vermehrt aber auch als Ort, den Frauen besser meiden sollten, wie der Fall der Journalistin Sonia Dridi zeigt.

Während einer TV-Liveschaltung für «France 24» am vergangenen Freitag wurde die Französin von einer Gruppe junger Männer begrapscht. Der Übergriff habe mehrere Minuten gedauert, bis es einem Freund gelungen sei, sie aus der brenzligen Lage zu befreien, sagte Dridi der Nachrichtenagentur AFP. Die Journalistin kündigte an, dass sie Klage gegen Unbekannt einreichen werde.

Die Leitung von «France 24» erklärte, sie verurteile entschieden die «wiederholten Aggressionen» gegen Journalistinnen. Diese müssten «ihren Beruf überall in der Welt frei ausüben können».

Prominentes Opfer Lara Logan

Bereits als der verhasste Machthaber Hosni Mubarak am 11. Februar 2011 seinen Rücktritt bekannt gab, kam es zu einem ähnlichen Vorfall. Lara Logan, Korrespondentin des US-Senders «CBS» wurde auf dem Platz von mehreren Hundert Männern eingekreist und unsittlich angegangen (Blick.ch berichtete).

Im November 2011 riss ein Mob einer Reporterin von «France 3» hier die Kleider vom Leib und schlug auf sie ein. Eine US-ägyptische Fernsehjournalistin hatte zuvor berichtet, dass sie im Bereich des Tahrir-Platzes Opfer sexueller Gewalt von Polizisten wurde.

Die Gewalt richtet sich aber nicht nur gegen Journalistinnen, auch andere Frauen - ob unverschleiert oder verschleiert - sind davon betroffen. Im Dezember 2011 sorgte ein Video im Internetportal YouTube für Empörung, in dem zu sehen ist, wie Soldaten eine verschleierte Frau schlagen, über den Boden schleifen und sie dabei bis auf den BH entblössen.

Behörden unternehmen wenig

Im Juni dieses Jahres verübte eine Gruppe Männer auf dem Tahrir-Platz einen sexuellen Angriff gegen mehrere Demonstrantinnen, die Gewalt gegen Frauen anprangerten. Von Seiten der ägyptischen Behörden tat sich bislang nichts. Kein einziger Täter wurde gefasst. Häufig machte die Polizei geltend, dass inmitten unzähliger Demonstranten die Täter nicht auszumachen seien (Blick.ch berichtete). (rrt/sda)

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