Tabus für ausländische Journalisten
Berichterstattung in China bleibt voller Hürden

Ausländische Journalisten in China stehen laut einem FCCC-Bericht 2024 vor zunehmenden Einschränkungen. Sensible Themen wie Wirtschaft und Technologiepolitik werden stärker kontrolliert, Interviews abgesagt und Reisen behindert.
Publiziert: 07:47 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
ARCHIV - Eine Sicherheitsperson vom Wuhan Institut für Virologie hindert Journalisten an ihrer Arbeit nachdem ein Team der Weltgesundheitsorganisation eintraf. Foto: Ng Han Guan/AP/dpa
Foto: Ng Han Guan
KEYSTONE-SDA_Quadrat_pos.jpg
Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Ausländische Journalisten in China sehen sich einer Umfrage zufolge mit einer wachsenden Zahl an Tabuthemen und Einschränkungen konfrontiert.

Der jährliche Bericht des Clubs der Auslandskorrespondenten in China (FCCC) spricht von einer «alarmierenden Ausweitung» der Themen, die von den Behörden als sensibel eingestuft werden.

Während sich nach dem Ende der Corona-Pandemie noch leichte Verbesserungen abgezeichnet hätten, seien staatliche Kontrollen nun wieder spürbarer, heisst es in dem in Peking veröffentlichten Bericht für das Jahr 2024. So gab rund die Hälfte der 92 an der Umfrage beteiligten Journalisten an, dass die Zahl der roten Linien im vergangenen Jahr gestiegen sei.

Interviews abgesagt, Reisen behindert

Neben der Berichterstattung über politisch heikle Regionen wie Xinjiang, Tibet und Hongkong sowie über Staats- und Parteichef Xi Jinping gelten inzwischen auch Routine-Themen als sensibel. Dazu gehörten etwa die Wirtschaft, Zölle, Technologiepolitik, Arbeitslosigkeit oder Veranstaltungen wie Halloween.

Laut der Umfrage erlebten 86 Prozent der Korrespondenten, dass Interviews abgesagt oder verweigert wurden. 38 Prozent berichteten von Einschüchterungen oder Schikanen gegenüber chinesischen Mitarbeitern, fast jeder Zehnte gab an, körperlicher Gewalt ausgesetzt gewesen zu sein. Vier von zehn Befragten sagten, sie hätten Reisen oder Interviews wegen offiziellen Drucks abgesagt. 42 Prozent seien auf Reisen von Beamten behindert worden, ebenso viele durch unbekannte Personen.

Internationale Standards weit verfehlt

Auch bei Visa gab es demnach weiterhin Hürden: Ein Viertel der Korrespondentenbüros bleibe unterbesetzt, obwohl sich die Bearbeitungszeiten teils verkürzt hätten. Zu den Drohungen gehörten eingeschränkte Visa, Klagen sowie offizielle Beschwerden bei den Zentralen der Medien.

Zwar hätten sich in einigen Bereichen auch Verbesserungen eingestellt. So meldeten weniger Korrespondenten als im Vorjahr Behinderungen durch die Polizei oder Angriffe in sozialen Medien. Dennoch erklärten 98 Prozent der Befragten, die Bedingungen in China entsprächen selten oder nie internationalen Standards für Berichterstattung.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen