68 syrische Kinder auf der Flucht getötet
Wer steckt hinter der Gräueltat?

Sie wogen sich endlich in Sicherheit – da riss ein Attentäter über 120 der Menschen, die eben aus belagerten Gebieten in Syrien gerettet worden waren, in den Tod. Auch zwei Tage nach dem Attentat hat sich niemand dazu bekannt.
Publiziert: 17.04.2017 um 03:41 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:06 Uhr
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Bei dem Selbstmordanschlag kamen über 120 Menschen ums Leben. Sie waren auf dem Weg aus den belagerten Städten Fua und Kafraja, als sich der Attentäter in die Luft sprengte.
Foto: Reuters

Im Norden Syriens ist am Osterwochenende eine der schlimmsten Bluttaten des sechsjährigen Bürgerkriegs verübt worden: Ein Selbstmordattentäter riss am Samstag nach Angaben der Beobachtungsstelle für Menschenrechte an einem Kontrollpunkt bei Aleppo mindestens 126 Menschen mit in den Tod.

Unter den Toten waren nach jüngsten Angaben 68 Kinder. Zudem wurden mehrere hundert Menschen verletzt. Bis heute übernahm niemand die Verantwortung für den Anschlag. 

«Ich wusste nicht, was geschah, ich hörte nur schreiende Menschen», erzählt Maisa al-Aswad, die mit ihren beiden Kindern in einem der attackierten Busse sass. «Ich habe nur gedacht, wie wir all die Todesgefahren der letzten Jahre überstehen konnten - und dann beinahe umgekommen wären, nachdem wir endlich flüchten konnten.»

Attentäter sass am Steuer eines Transporters mit Hilfsgütern

Die 30-Jährige gehörte zu den rund 5000 Menschen, die mit Bussen aus den von Rebellen belagerten regierungstreuen Städten Fua und Kafraja herausgeholt worden waren, um in Sicherheit gebracht zu werden. Der Bus-Konvoi stand am Samstag in der von Aufständischen kontrollierten Ortschaft Raschidin, als der Attentäter einen Transporter in die Luft jagte, der Hilfsgüter geladen hatte. Der  Die Verwüstungen durch den Anschlag wurden offenbar noch verstärkt, weil eine nahe gelegene Tankstelle ebenfalls in Brand geriet.

Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP sah in Raschidin zahlreiche Todesopfer und eine grosse Zahl von Verletzten. Er berichtete, dass noch am Sonntag Leichenteile, Kleidungsfetzen und Gepäckstücke der Opfer am Anschlagsort lagen. Vom Transporter, mit dem der Anschlag verübt wurde, blieb nur ein ausgebranntes Wrack zurück.

Der UNO-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien zeigte sich «entsetzt». Den Attentätern seien Menschenleben völlig gleichgültig. Papst Franziskus sprach von einem «schändlichen Angriff». Der Krieg in Syrien höre nicht auf, «Tod und Schrecken» zu verbreiten. Er bat unter anderem für diejenigen um Gottes Hilfe, die sich für die leidende Zivilbevölkerung in Syrien einsetzten.

Niemand bekennt sich zum Anschlag

Die Regierung in Damaskus machte «Terrorgruppen» für den Anschlag verantwortlich, allerdings bezeichnet sie grundsätzlich alle ihre bewaffneten Gegner im Land als «Terroristen».

Die islamistische Rebellengruppe Ahrar al-Scham wies eine Verantwortung der Aufständischen zurück. «Unsere Aufgabe war es, für die Sicherheit der Zivilisten zu sorgen, nicht sie zu töten», erklärte die Rebellengruppe.

Die Evakuierung von insgesamt vier Orten war nach langwierigen Verhandlungen zwischen Regierung und Rebellen unter Vermittlung ihrer Verbündeten Iran und Katar vereinbart worden. Zeitgleich mit den Menschen aus Fua und Kafraja verliessen rund 2200 Menschen die Orte Madaja und Sabadani in der Nähe von Damaskus, die jahrelang von Regierungstruppen belagert worden waren.

Die Überlebenden des Anschlags konnten am Samstagabend weiterreisen. Sie trafen in der Nacht zum Sonntag in Aleppo ein, von wo aus sie teilweise in die Hafenstadt Latakia oder in die Hauptstadt Damaskus gebracht werden sollten. (SDA)

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