Statt sich untereinander abzustimmen und mit einer Stimme zu sprechen, bereisten europäische Regierungschefs und Aussenminister die Krisenländer einzeln und mit jeweils eigener Agenda, sagte Ischinger der «Bild»-Zeitung vom Mittwoch. «Wir haben keine Nahost-Strategie, wir machen Nahost-Krisen-Tourismus», kritisierte der ehemalige Botschafter.
Die 54. Sicherheitskonferenz in München beginnt am Freitag. Erwartet werden rund 20 Staats- und Regierungschefs sowie 80 Aussen- und Verteidigungsminister.
Ischinger forderte von der nächsten deutschen Regierung, sich für EU-Reformen einzusetzen. Die EU könne nur mit Mehrheitsentscheidungen schlagkräftiger werden. «Solange jeder Kleinstaat mit einem Veto eine gemeinsame Aussenpolitik verhindern kann, wird die EU bei der Lösung internationaler Krisen - wie jetzt in Syrien - nur eine Nebenrolle spielen», sagte Ischinger. In diesem Zusammenhang sei der Aufbau einer EU-Armee ein «wichtiger und richtiger Schritt».