Plötzlich schmeckt alles gleich – nach nichts. Der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns gehört zu den bekanntesten Corona-Symptomen. Besonders bei früheren Varianten war dieses Leiden verbreitet. Doch nicht alle Menschen, die sich mit dem Virus infizieren, waren davon betroffen. US-Forscher haben nun eine mögliche Erklärung dafür gefunden.
Schuld an der Geschmacklosigkeit sind die Gene. Das sind die Ergebnisse der Studie von Janie Shelton von der US-Genanalysefirma «23andMe» und ihrem Team. Demnach seien Menschen mit europäischer Abstammung häufiger betroffen, als solche mit afrikanischen oder asiatischen Wurzeln. Die Untersuchung wurde in der Zeitschrift «Nature Genetics» publiziert.
Frauen häufiger betroffen
Für die Untersuchungen wurden genetische Daten von fast 70'000 Menschen aus den USA und Grossbritannien ausgewertet. Alle von ihnen wurden positiv auf das Coronavirus getestet. 68 Prozent von ihnen hatten eine Störung des Geruchs- oder Geschmackssinns als Symptom angegeben. Dabei waren Frauen häufiger als Männer betroffen und jüngere Personen öfter als ältere Infizierte.
Wie der «Spiegel» berichtet, seien die kompletten Genome der Testpersonen auf mögliche Zusammenhänge untersucht worden. Shelton und ihr Team wollten herausfinden, welche Genvarianten bei Corona-Patienten mit Riechstörungen, im Vergleich zu solchen ohne diese Symptome, vorkommen.
Zwei Gene beeinflussen Wahrnehmung des Geruchs
Rund um die Gene UGT2A1 und UGT2A2 habe sich eine statistisch auffällige Häufung mit einer um 11 Prozent erhöhten Wahrscheinlichkeit für die Geruchs- und Geschmacksstörung ergeben. Diese beiden Gene seien «nicht nur am nächsten dran, sondern auch die biologisch plausibelsten Genkandidaten», so die Wissenschaftler.
Und noch etwas fiel den Forschern auf: Bei der Analyse stellte sich raus, dass Menschen mit eurpäischen Wurzeln häufiger unter dem Verlust des Geruchssinns litten als Menschen aus Afrika oder Asien.
Bereits in der Vergangenheit hatten Forscher herausgefunden, dass UGT2A1 und UGT2A2 eine wichtige Rolle in der Bildung des Geruchssinns darstellen. Sie sind vor allem in der Schleimhaut der Nase aktiv und bilden Enzyme, die Geruchsstoffe von den Rezeptoren verschwinden lassen können. Das führt dazu, dass die Wahrnehmung des Geruchs im Gehirn verhindert wird.
Wie genau die Corona-Infektion die Aktivität der Gene beeinflusst, ist noch nicht abschliessend geklärt. Die US-Forscher glauben jedoch, dass ihre Ergebnisse die ersten Hinweise darauf liefern, dass auch genetische Faktoren mitentscheiden, ob die Coronavirus-Infektion den Geruchssinn beeinträchtigt. (man)