Student hat noch immer Angst – Amazon-Gutschein als Entschuldigung
Deutsche Spezialeinheit stürmt falsche Wohnung

Ein Sonderkommando stürmte eine falsche Wohnung in Deutschland und riss einen Studenten aus dem Schlaf. Er wurde zu Boden gerungen und gefesselt. Dann stellte sich der Einsatz als Irrtum raus. Die Entschädigung für die Horror-Nacht? Ein Amazon-Gutschein.
Publiziert: 09.02.2022 um 17:11 Uhr
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SEK-Beamte haben in Deutschland die falsche Wohnung gestürmt. (Archivbild)
Foto: AFP

Er muss sich gefühlt haben wie im falschen Film. Ein Student (28) aus Essen in Deutschland wurde am 25. Januar von einer Spezialeinheit der deutschen Polizei, dem SEK, im Schlaf überrascht – und wie.

Mitten in der Nacht gibt es einen lauten Knall. Vermummte Gestalten treten zuerst die Türe ein und stürmen dann die Wohnung des 28-Jährigen. Die bewaffneten Männer zerren ihn aus dem Bett, werfen den Überraschten zu Boden und fesseln ihn. Erst dann stellt sich raus: Das SEK ist in der falschen Wohnung. Sie hatten sich in der Etage geirrt.

Eigentlich hätten sie zum Nachbarn gemusst. Gegen ihn hatten die Eltern einer Schülerin Anzeige erstattet, weil sie laut eigener Aussage von diesem mit einer Pistole bedroht worden war. Er sollte vom SEK festgenommen werden. Seine Wohnung hätte die Spezialeinheit stürmen sollen.

«Er hat immer noch Angst und kann kaum schlafen»

Stattdessen traten sie die Türe des Studenten ein. Mit üblen Folgen. «Er hatte Todesangst und hat die ganze Zeit nur gewinselt: Bitte nicht schiessen!», erklärt der Anwalt des Studenten, wie de «WDR» berichtet. Noch immer leide er unter dem Einsatz. «Er hat immer noch Angst und kann kaum schlafen. Wenn jemand hinter ihm steht, schreckt er zusammen», so sein Anwalt weiter. Er mache inzwischen eine Psychotherapie, um den Vorfall verarbeiten zu können.

Zudem sei er bei dem SEK-Einsatz verletzt worden. Auf einem Auge habe er eine Zeit lang nicht mehr gut sehen können. Auch sein Bein sei in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Polizei habe das an dem Abend nicht interessiert. Ins Spital brachte ihn keiner.

Student fordert Schmerzensgeld

Angesichts der schweren Vorwürfe erklärt die Polizei Essen, dass nach dem Einsatz bei dem Studenten keine Verletzungen festgestellt wurden. Und natürlich werde auch die Türe repariert, die bei zerstört wurde.

Zudem habe man sich auch bei dem Mann entschuldigt. Doch gerade dies macht den 28-Jährigen sprachlos. Er bekam einen Amazon-Gutschein überreicht. Und zwar im Wert von 50 Euro. Für den Deutschen eine Unverschämtheit. Er fordert Schmerzensgeld im fünfstelligen Bereich.


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