Stress und Angst
Touristen treiben Tiere in den Suizid

Ihr Aussehen ist für die Tarsier auf den Philippinen ein Fluch. Für den Tourismus werden die Tierchen, eine Primaten-Art, gefangen und ausgebeutet.
Publiziert: 07.06.2013 um 16:09 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:23 Uhr
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Macht grosse Augen: der Philippinische Tarsier.
Foto: Andrea Schmits
Von Andrea Schmits

Sie sind nur 10 bis 15 Zentimeter klein, haben ein braunes Fell und riesige Glubsch-Augen: Die philippinischen Tarsier sind eine der Hauptattraktionen auf der Insel Bohol.

Kein Souvenirladen, der nicht Anhänger, T-Shirts oder Portemonnaies mit den Tierchen verkauft und kein Reiseführer, der nicht einen Ausflug zu den kleinen Primaten anbietet.

Touristen als Problem

Diese Touristen-Touren allerdings sind ein Problem: Um die Reise zu den vielen Sehenswürdigkeiten Bohols effizienter zu gestalten, wurde auf dem «Tourist-Trail» kurzerhand ein Tarsier-Zoo eingerichtet. Dieser befindet sich im Ort Loboc, in dem alle Ausflügler eine Mittagspause einlegen.

Doch dort werden die vom Aussterben bedrohten Tarsier in Käfigen gehalten. Teilweise kann man sie sogar streicheln – obwohl dies verboten wäre. Dadurch werden die eigentlich nachtaktiven Tierchen den ganzen Tag wach gehalten und stark verängstigt.

Suizid-Gefahr

Das kann sogar dazu führen, dass sie sich umbringen: Sie schlagen dann ihren Kopf so lange gegen etwas Hartes, bis sie sterben. Entsprechend ist die Lebenserwartung der Tarsier in Loboc massiv kürzer als die 25 Jahre, die sie eigentlich leben könnten. Die toten Tarsier werden kurzerhand durch neue ersetzt. Trotzdem hat die Regierung dem Tarsier-Zoo in Loboc eine Sonderbewilligung erteilt. Weshalb, ist unklar.

Ganz anders sieht das Leben der Tarsier in Corella nahe Bohols Hauptstadt Tagbilaran aus. Dort befindet sich nämlich das Tarsier-Schutzgebiet der Philippine Tarsier Foundation. Ziel der Non-Profit-Stiftung ist es, diese Tiere vor dem Aussterben zu bewahren und ihre natürliche Umgebung zu schützen.

Zehn Tarsier im Gehege

In dem Teil des riesigen Dschungel-Geheges, das für Touristen zugänglich ist, leben zehn Tarsier. Sie können sich dort so frei bewegen, dass die Mitarbeiter jeden Morgen zwei Stunden lang den Dschungel durchsuchen müssen, um die Tiere zu finden. Bei unserem Besuch hatten sie nur fünf gefunden, davon hatten sich zwei zuoberst in den Baumkronen versteckt.

Beim Rundgang wird man von einem Führer begleitet, der darauf achtet, dass man den Tieren nicht zu nahe kommt, sie keinesfalls berührt oder mit Blitz fotografiert.

Wenige Touristen

Doch leider finden nur wenige Touristen den Weg nach Corella – denn wer die Machenschaften in Loboc nicht unterstützen will, muss sich vorher informieren und das Sanctuary entweder auf eigene Faust besuchen oder dem Reiseleiter einen Aufpreis für den Umweg bezahlen.

Dabei kann es zwar auch mal sein, dass man in Corella vielleicht gar keinen Tarsier zu Gesicht bekommt – doch dafür werden die Tiere ausreichend geschützt.

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