Forscher der Universität Nottingham und der Queen-Mary-Universität in London haben während zehn Monaten das Muhen einer britischen Kuhherde aufgenommen. Danach analysierten die Wissenschaftler die Tondokumente ein Jahr lang mit Hilfe von Computern. Jetzt wurde die Studie in der Fachzeitschrift Applied Animal Behaviour Science veröffentlicht.
Geleitet wurde das Projekt von Mónica Padilla de la Torre. Die Studie konzentriert sich auf die Kommunikation zwischen Mutterkuh und Kalb. Letztendlich geht es der Wissenschaftlerin jedoch darum, das Muhen derart gut zu verstehen, dass man daraus Rückschlüsse über das Wohlbefinden der Tiere zeihen kann.
Jede Stimme ist unterschiedlich
Das Studium der Herde in der Grafschaft Nottinghamshire hat gezeigt, dass jede Kuh eine einzigartige Stimme hat, die Tiere also anhand ihres Muhens unterscheidbar sind. Die Analyse hat auch deutlich gemacht, dass die Zurufe zwischen Müttern und ihrem Nachwuchs individuell sind: Jede Kuh und jedes Kalb haben ein einzigartiges Muhen, das nur füreinander bestimmt ist.
Grundsätzlich unterscheiden die Forscher drei Kategorien von Zurufen: das Muhen von Kälbern, wenn sie von ihren Müttern getrennt sind und Milch trinken wollen (Beispiel 1 in der der Audio-Datei links). Eine zweite Kategorie bilden die hochfrequenten Muh-Rufe von Kühen, die von ihrem Nachwuchs getrennt sind (Beispiel 2). Diese Art der Kommunikation findet statt, bevor die Kälber gesäugt werden. Auf einer tiefen Frequenz muhen die Kühe, wenn die Jungen sich in der Nähe befinden (Beispiel 3).
Die Stimme der Kälber unterscheidet sich gemäss der Studie je nach Alter der Tiere. Informationen über das Geschlecht sind im Muhen der Jungen demnach aber nicht enthalten.
Forschung geht in der Schweiz weiter
Studienleiterin de la Torre forscht inzwischen an der ETH Zürich. Die Wissenschaftlerin entwickelt dort ihr Verständnis für die Sprache der Kühe weiter. «Ich arbeite derzeit an der ETH Zürich an einem Projekt, das versucht, den stimmlichen Ausdruck von Gefühlen beim Vieh zu analysieren», sagt die Forscherin zu Blick.ch.